Libellen am Teich

Zeitlich stammen die Fotos dieses Beitrags aus fünf verschiedenen Jahrgängen, räumlich sind es knapp 50 Quadratmeter. Alles, was es hier zu sehen gibt, habe ich an unserem Gartenteich aufgenommen – beziehungsweise in der Hecke nebenan. Und keine der abgebildeten Libellen hätte auch nur einen Fuß in unseren Garten gesetzt, wäre da nicht der Teich, der sie magisch anzieht.

Gemeine Winterlibelle

Die Gemeine Winterlibelle stelle ich an den Anfang. Sie ist die einzige, die als fertiges Insekt den Winter überdauert, folglich ist sie im Frühjahr auch die erste, die ablaicht, und sie sorgt dafür, dass die Libellensaison nicht nur auf den Sommer begrenzt ist.

Die anderen Libellen überwintern meist als Larven, manche auch als Ei wie diese hier:

Als ich das erste Exemplar erblickte, habe ich mich über die neue Art gefreut und dachte, die wird leicht zu bestimmen sein. Meine Suche nach einer Libellenart mit einem Knick im Hinterleib ergab aber keinen Treffer. Das Tier auf dem zweiten Bild hat einen Schlupffehler, eine Missbildung. Die Weidenjungfer, mit geradem Abdomen, ist aber ein regelmäßiger Gast. Sie bohrt ihre Eier in die Rinde der umliegenden Büsche. Dort überstehen diese den Winter und fallen im Frühjahr als Prolarve ins Wasser, wo sie sich anschließend zur Larve häuten.

An vielen Gewässern verbreitet ist der Plattbauch. Das erste Foto zeigt ein blaues Männchen, das zweite ein gelbes Weibchen bei der Eiablage. Die Eier wirft sie einfach aus dem Schwirrflug ins Wasser. Sollte ich jemals eine Paarung dieser beiden auf Foto bannen können, mache ich zur Feier des Tages eine Flasche auf. Die setzen sich nämlich nicht einmal hin und sind nach einer halben Minute fertig. Alles passiert im Flug.

Ein naher Verwandter ist der Vierfleck. Frisch geschlüpft sind diese Libellen unscheinbar, aber wenn sie an den Teich zurückkommen, sind sie ein echter Hingucker, vor allem wenn die Sonne im richtigen Winkel auf den glänzenden Körper fällt.

Vierfleck

Eine andere, seltenere Segellibelle ist der Südliche Blaupfeil. Vereinzelte Exemplare sehe ich jedes Jahr am Teich. Manchmal vermehren sie sich auch.

Ebenfalls zu den Segellibellen zählt die sehr häufige Große Heidelibelle. Ihr gehört der Herbst. Bis in den Oktober nützt sie die warmen Tage, um sich am Teich zu paaren. Wenigstens setzt sie sich dabei kurz hin, und lässt sich so fotografieren.

Auch hier gibt es seltenere Verwandte, die nur vereinzelt erscheinen, wie diese Blutrote Heidelibelle, die ich 2019 entdeckte.

Libellen, die hingegen jeder zu kennen glaubt, sind die kleinen Azurjungfern. Im Sommer stellen sie sich in großer Zahl bei uns ein, die Männchen himmelblau, die Weibchen meist grün. Tatsächlich gibt es diese Farbkombination bei verschiedenen Arten, die man nur an kleinen Details unterscheiden kann.

Links paaren sich zwei Hufeisen-Azurjungfern, rechts sieht man eine Gemeine Becherjungfer. Auf dem ersten Segment des Hinterleibs trägt sie einen kleinen schwarzen Becher, wie man auf dem Foto erkennen kann. Das Männchen der Hufeisen-Azurjungfer hat dort eine u-förmige Zeichnung, die in etwa wie ein Hufeisen aussieht.

Ebenfalls zu den Kleinlibellen zählen die Frühe Adonislibelle, die so heißt, weil sie rot ist wie das Blut des Adonis und schon zeitig im Frühjahr schlüpft, und die Blauflügel-Prachtlibelle.

Das erste Foto zeigt ein Männchen, das zweite ein Weibchen. Die Prachtlibellen sind oft am Teich zu Gast, obwohl sie ausschließlich in fließenden Gewässern laichen.

Und dann gibt es da natürlich auch noch die großen, man nennt sie Edellibellen. Am häufigsten sind es bei uns die Blaugrünen Mosaikjungfern. Im Sommer ist immer ein Männchen am Teich und verteidigt das Revier gegen ankommende Artgenossen.

Das Männchen, auf dem ersten Bild zu sehen, ist wirklich blaugrün, wie der Name sagt, das Weibchen eher nur grün.

Kaum kleiner ist die Große Königslibelle, deren Weibchen man oft beobachten kann, wie sie die Eier in Pflanzenteile unter Wasser bohren, während die Männchen selten am Teich auftauchen.

Die Larven dieser Edellibellen sind die eigentlichen Herrscher unseres Teichs. Wie kleine Kopien der Alien-Figur von HR Giger sitzen sie im Wasser und warten auf Beute.

Für Freunde des gepflegten Horrors empfiehlt sich ein genauerer Blick auf das letzte Bild. Im Profil kann man die Fangmaske erkennen, eine umgebildete Unterlippe, mit der die Libellenlarve ihre Beute greifen und heranziehen kann. Die kleinen Monster fressen quasi alles, was ihnen vor die Maske schwimmt.

Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass diese Larven sich bei ihrer letzten Häutung in so schöne Kreaturen verwandeln wie diese Glänzende Smaragdlibelle, ein Neuzugang, der mir vor zwei Wochen zum ersten Mal begegnet ist. Und auch dieses Bild ist in der gleichen Ecke des Gartens aufgenommen wie die anderen. Irgendwann müssen die Libellen halt alle ans Wasser.

Glänzende Smaragdlibelle

27 Kommentare zu „Libellen am Teich

    1. Danke. Es sind die kleinen Gewässer, die fehlen. Bei uns schwirren im Sommer immer irgendwelche Kleinlibellen durch den Garten. Mehr als beispielsweise Schmetterlinge.
      LG Richard

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      1. Die Niederschläge werden auch bei uns jährlich weniger. Der Grundwasserspiegel sinkt. Aber anderswo wirkt sich das sicher schneller aus.
        LG Richard

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    1. Danke. Ich staune auch immer, was Wasser macht. Am Samstag ist mir die erste Ringelnatter des Jahres begegnet. Ein Geistesverwandter, die schwimmt auch so gern. 😉
      Liebe Grüße Richard

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    1. Danke. Ja, die Larven sind aber auch die große Unbekannte. Mit den Edellibellen kommt man schon nicht wirklich zurecht, aber die kleinen sind überhaupt Chaos. Zuordnen unmöglich. Ich bewundere an den Dingern diese außerirdische Form. Und sie sind dauernd satt. Die fressen, wenn ihnen fad ist, nicht weil sie Hunger haben. Gibt so viel und sie jagen so effizient.

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      1. Das Foto von der einen Larve ist eigentlich ein Ausschnitt. Da schwimmen rundherum die Kaulquappen. Immer direkt an den Larven vorbei. Und die sind deshalb so satt, dass sie immer nur schauen. Und irgendwann greifen sie dann zu und fressen doch eine.
        In Jahren, wo weniger Futter da ist, sieht man, dass die Libellenlarven deutlich schneller schwimmen können als Kaulquappen. Dann sind sie wirklich auf der Jagd.
        Wie viel Futter sie tatsächlich brauchen, weiß ich nicht. Ich vermute, die entwickeln sich einfach langsamer, wenn weniger da ist.

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  1. Jetzt am Tablet sehe ich erst einmal wie gut deine Bilder sind.
    Am Handy heute Morgen kamen sie nicht so zur Geltung.
    Benutzt du dafür eine Kamera mit Makrofunktion?
    LG, Nati

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    1. Danke. Ja, ich habe eine Kompaktkamera mit Makrofunktion, und weil die einmal lange bei der Reparatur war, habe ich noch eine zweite Kamera und ein gebrauchtes Makroobjektiv dazu. Nicht professionell aber brauchbar.
      Liebe Grüße, Richard

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  2. Wow, atemberaubende Fotos und eine Libelle schöner als die andere. Auch die Aufnahme mit den Wassertropfen ist so schön! Ich ahnte schon immer, daß da, wo Wasser ist, und sei es nur ein bißchen, das wilde Leben tobt. Dein Teich und die Ausbeute an Libellen toppt aber alles 🙂 Wahnsinn. Diese Galerie ist der Werbeprospekt schlechthin und die eindeutige Aufforderung für einen Gartenteich. Fantastisch!

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    1. Ganz lieben Dank für das Feedback. Man kann verschiedenes tun, um die Artenvielfalt im Garten zu erhöhen, aber ein Gartenteich bringt wahrscheinlich am meisten. Das überrascht mich jeden Tag, wenn ich das Treiben beobachte. Es wird an seine Grenzen stoßen, wenn jeder einen macht, aber ein paar mehr könnten es schon sein. Dafür mache ich gern den Werbeprospekt.
      Liebe Grüße, Richard

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      1. Ich denke auch, da geht noch was, was die Teichdichte in Gärten betrifft! Meine Eltern hatten mal einen absolut winzigen „Teich“, eher eine Schale, maximal 1×1 m, und selbst da war schon ne Menge los 🙂 LG und noch viele schöne Beobachtungen! Almuth

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  3. Also mit der Libellenbestimmung tue ich mich echt schwer. Ich sehe zu selten welche 😉 Ich hatte da gerade ein paar an einem Bach, bin aber total unsicher. Leider geben die Bilder auch nicht so viel her. Ob nun Plattbauch oder doch die anderen, keine Ahnung. Schön aber, hier so gute Beschreibungen zu finden!

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    1. Danke. Ich muss gestehen, ich bestimme die Libellen immer erst, wenn ich sie am Teich sehe, das heißt, ich kann die 15 Arten bestimmen, die bei mir auftauchen, und jedes Mal, wenn eine neue kommt, schaue ich, um welche es sich handelt. Wenn man sie regelmäßig sieht, tut man sich mit dem Bestimmen leichter. Man weiß, wann im Jahr und um welche Tageszeit welche Art fliegt. Und man kann vom Verhalten her auch bei unbekannten Arten sofort Männchen und Weibchen unterscheiden. Was Revier verteidigt, ist ein Männchen, und was ablaicht, ist logischerweise ein Weibchen. Gut finde ich http://www.libellen.tv. Die Beschreibungen dort sind sehr sauber.

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      1. Was du schreibst, kann ich bestätigen. Da ich Libellen zu selten sehe, tue ich mich total schwer (und hoffe, daß ich in meinem letzten Beitrag nicht zu oft daneben lag ;-). Ja, die Seite ist mir schon untergekommen. Das du dann sogar nach Tageszeiten die Arten einordnen kannst, will schon was heißen. 15 Arten, beeindruckend!

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