Familiäre Arbeitsteilung

Stockenten

Wenn am Unkenteich ein Stockentenpärchen landet, geht die intelligente, zeitgenössische Unke auf Tauchstation. Das war sicher nicht immer so, denn Unken sind stammesgeschichtlich älter als Enten, aber dem Fotografen geht auf jeden Fall das Motiv flöten, und so bleibt nur, sich dem Neuzugang zu widmen.

Zwischen den Fotos oben und denen unten liegt genau eine Woche und ein entscheidender Unterschied bei der Zusammenstellung der dargestellten Exemplare. Das Männchen wurde im Familienverband durch fünf frisch geschlüpfte Junge ersetzt.

Die Stockenteneltern waren mindestens seit dem Frühjahr unzertrennlich. Vielleicht ist dieses Pärchen das gleiche, das schon unserem Teich einen Besuch abgestattet hat. Brut und Aufzucht der Jungen sind aber allein Aufgabe des Weibchens. Der Grund liegt wahrscheinlich an der Färbung des Gefieders: Das Männchen ist in seinem Prachtkleid zu auffällig, während das Weibchen und die Jungen über Tarnfärbung verfügen.

Ganz nebenbei habe ich bei dieser Beobachtung auch einen Verwendungszweck für Japanischen Staudenknöterich entdeckt: Die Pflanze ist essbar. Im Netz finden sich zahlreiche Rezepte. Man kann den Knöterich würzig zubereiten oder süß als Kompott. Er ist so vielseitig verwendbar, dass man damit sogar seine Entenküken füttern kann.

Ein früher Vierfleck

Vierfleck

Normalerweise ergreift ein Plattbauch als erste Segellibelle Besitz von unserem Teich und verteidigt dann sein Revier gegen alle Konkurrenz. Dieses Jahr war ein männlicher Vierfleck aber ein paar Tage schneller.

Das Männchen hat diesen Startvorteil genützt, um seine Gene weiterzugeben. Die geschickten Flieger vollziehen die Paarung ausschließlich in der Luft. Anschließend beginnt das Weibchen sofort mit dem Abwerfen der Eier über der Wasseroberfläche. Dabei wird es vom Männchen bewacht. Das hier gezeigte Exemplar hatte ziemlichen Stress, weil es phasenweise zwei Weibchen gleichzeitig bewachen musste. Die Paarung kann in Arbeit ausarten, wenn man das Revier für sich allein hat.

Mittlerweile ist auch ein blau gefärbtes Plattbauchmännchen aufgetaucht und hat den Vierfleck verdrängt. Für die nächste Generation hat der Vierfleck aber ein paar Tage Vorsprung herausgeholt, und wenn die Larven diesen nicht verspielen, wird eine von ihnen im nächsten Jahr wieder die erste dominante Segellibelle sein, die über dem Teich kreist.

Weibliche und männliche Feldgrille

Feldgrille Weibchen

Bei uns um die Ecke, keine zweihundert Meter die Gasse entlang, ist ein brachliegendes Grundstück, auf dem eine Feldgrille neben der anderen sitzen muss. Steht man am Spätnachmittag davor, ist der Konzertlärm ohrenbetäubend.

Auch in unserem Garten liegt dieses Jahr eine Röhre neben der anderen. Die Männchen, die am Abend davor sitzen und pausenlos mit ihren Flügeln Töne erzeugen, habe ich in diesem Blog schon mehrmals gezeigt. Dass die Weibchen bislang zu kurz gekommen sind, lag an meiner Unaufmerksamkeit. Sie lassen sich eigentlich leichter fotografieren, da sie keinen Bau besitzen, in dem sie verschwinden können. Auf den folgenden Fotos stelle ich ein Männchen und ein Weibchen gegenüber:

Das Weibchen auf dem ersten Bild zeigt deutlich die Legeröhre, mit der es später die Eier in der Erde versenken wird. Das Männchen hebt die komplexer gestalteten Flügel zur Stridulation. Wie bei allen Grillen liegt der rechte Vorderflügel immer über dem linken. Beim Männchen sind auch die verkümmerten Hinterflügel zu sehen.

Fliegen können beide Geschlechter nicht, das heißt, sie müssen auf dem Boden wandern, und so kann man auch die Weibchen relativ leicht entdecken. Wenn man sich einem Bau nähert, verschwindet das Männchen sofort im Inneren und damit ist es plötzlich still. Jetzt muss man nur noch das Gras in der Umgebung erkunden. Irgendwo zwischen den Halmen wartet ein Weibchen regungslos, bis die Musik wieder einsetzt und es seine Wanderung in der richtigen Richtung fortsetzen kann. So kommt man in der Abenddämmerung mit Lampe zu brauchbaren Fotos.

Zum Abschluss noch ein paar Aufnahmen männlicher Nymphen aus dem Herbst.

Feldgrillen häuten sich relativ oft, bis zu elf Mal. Am Anfang legen sie schnell an Größe zu, bleiben aber schwarz und walzenförmig. Die Erdröhren legen die Männchen schon im September an und überwintern dann in ihrem Bau. Flügel haben sie zu diesem Zeitpunkt noch keine, die bekommen sie erst im nächsten Jahr. Mit den Lockrufen beginnen sie, wenn sie wirklich geschlechtsreif sind und die Temperaturen zunehmen.

Eine Sichtung

Frei nach René Magritte: Das ist keine Kröte. Es ist nicht einmal die Abbildung einer solchen.

Gelbbauchunke

Das ist eine Gelbbauchunke. Für mich ist es außerdem die Bestätigung, dass mein Wirklichkeitssinn noch nicht gänzlich den Bezug zur Realität verloren hat.

Keine zwei Kilometer von unserem Haus entfernt liegt ein Tümpel. Außer Fadenalgen beherbergt er keine Wasserpflanzen. Vor zwei Jahren bin ich hier am Abend mit dem Fahrrad vorbeigekommen und habe einen Ton gehört, den ich bislang nur von Aufnahmen kannte: Das langgezogene Uh-Uh-Uh der Unken. Während andere Amphibien schnarrende Geräusche hervorbringen, ist der Unkenruf wirklich ein Ton. Schön, geheimnisvoll, durchdringend.

Seither komme ich hier regelmäßig her. Gehört habe ich die Unken schon oft, gesehen habe ich sie nie. Letztes Jahr hatte ich nicht einmal die Chance dazu, denn der Grundwasserspiegel war so niedrig, dass der Tümpel austrocknete. Auch das ist typisch für die Laichgewässer der Unken. Ihre Kaulquappen wachsen schneller als die anderer Froschlurche, und so kommen sie auch mit Gewässern zurecht, die nicht durchgehend Wasser führen.

Für Unken braucht man Geduld. Man blickt über die Wasseroberfläche, hört mehrstimmige Rufe – und sieht nichts. Im Gegensatz zu allen anderen Froschlurchen erzeugen die Tiere den Ton beim Einatmen. Sie bewegen sich dabei kaum. Nur die Kehle dehnt sich leicht. Man hat freie Sicht, weiß, dass man eigentlich etwas sehen müsste, und beginnt langsam an der eigenen Wahrnehmung zu zweifeln.

Irgendwann kommt ein Paar vorbei, bleibt stehen, schaut, wartet. Sehen Sie etwas? – Nein, ich sehe auch nichts. Sie wünschen mir Glück, gehen weiter.

Aber ich habe Geduld und bleibe. Wasser ist ein empfindliches Medium. Das Einsaugen der Luft erzeugt eine kleine Welle, an deren Entstehungsort die Unke sein muss. Und plötzlich ist die Welt wieder in Ordnung. Man kann an seinem Gehör zweifeln, dem Sehsinn traut man schon mehr, und ein Foto hält die Sichtung fest: Das ist eine Unke. Eigentlich weiß ich seit zwei Jahren, dass es hier welche gibt, aber seit letzter Woche glaube ich es mir auch.

Wiedersehen und -hören

Wasserfrosch

Als gewissenhafter Betreiber einer Amphibienbadeanstalt überprüfe ich in jeder Saison die Besucherzahlen und vergewissere mich, dass es den Beständen gut geht. Mit dem Wasserfrosch ist dieses Wochenende auch die letzte der sieben Arten wieder am Teich eingetroffen. Ich vermute, dass es eines der drei Exemplare ist, die schon 2022 zu Gast waren, denn während der Pionier vom letzten Jahr zuerst alles lautlos erkundete, wird im zweiten Anlauf von Anfang an musiziert. Hier eine Bilderserie, wie der Kleine Wasserfrosch seinen Ruf erzeugt:

Auf dem ersten Bild sieht man, dass er seitlich die Muskeln anspannt, um anschließend die Luft mit voller Kraft in die Schallblasen und in die Kehle zu drücken. Nützt aber nichts. Wenn ich ein paar Meter weiter stehe, höre ich vor lauter Motorsensen und Rasenmähern meinen eigenen Frosch nicht. Der Schall ist sicher ein sehr praktisches Kommunikationsmedium, aber am Samstag Nachmittag hört man bei uns nur, wie über die Woche hinweg das Gras gewachsen ist und jetzt niedergemacht werden muss.

Trotzdem hat sich der Wasserfrosch am Anfang vor allem an den lauen Nachmittagen bemerkbar gemacht. Ich denke, das liegt an den bislang eher niedrigen Temperaturen. In der nächsten Zeit wird sich sein Tagesrhythmus ändern, und wenn er sich auf die Nächte konzentriert, hat er den Kanal wieder mehr für sich – außer nächstes Wochenende, da ist das jährliche Feuerwehrfest im Rüsthaus gegenüber.

Aber irgendwann werden die Menschen rundum auch wieder leise sein, damit ein einsamer Frosch telefonieren kann.