Zwei Badende

Teichfrosch

Was gibt es Schöneres, als sich an einem sonnigen Wochenende gemeinsam mit Freunden auf dem Wasser treiben zu lassen. Frosch und Schlange liegen hier an benachbarten Seerosenblättern friedlich in der Sonne.

Ringelnatter und Teichfrosch

Das Bild ist so, wie ich es aufgenommen habe. Nur die Auflösung ist fürs Web reduziert. Trotzdem täuscht es natürlich. Zunächst fällt die Blickrichtung der Beteiligten auf. Die Schlange liegt genau in der verlängerten Rückenlinie des Frosches, und der Fotograf steht hinter der Schlange. Eine bessere Aufnahme gibt es nicht. Als ich versuchte, die beiden zu umrunden, glitt die Ringelnatter ins Wasser und schwamm davon.

Ringelnatter

Die Schlange lag nur kurz in der Sonne. Es kann sein, dass sie den reglosen Frosch gar nicht bemerkt hat. Er wäre als Beute aber sowieso nicht in Frage gekommen, dafür ist er viel zu dick. Für irgendetwas muss so ein Bauch ja auch gut sein.

Teichfrosch

Unsere Ringelnattern bevorzugen Beute von angemessener Größe, die sie innerhalb von kürzester Zeit verspeisen können. Wenn Schlangen, wie manchmal in Naturfilmen zu sehen, ewig brauchen, um ihr Opfer zu verschlingen, dann ist bei der Auswahl etwas schief gegangen. Meine Oma hätte gesagt, die Augen waren größer als der Appetit.

An diesem Samstag sah ich mindestens vier verschiedene Ringelnattern im Teich schwimmen. Die anderen waren deutlich kleiner als die hier gezeigte. Neben einem attraktiven Nahrungsangebot überzeugt das Gewässer durch zahlreiche Sonnenplätze. Steine und Moos heizen sich in der Sonne schnell auf, und die Schlange muss bei Unterkühlung nur kurz aus dem Wasser, um wieder auf Temperatur zu kommen.

Ringelnatter

Man beachte die stets aufmerksame Zunge, mit der die Ringelnatter Geruchspartikel in Stereo aufnehmen kann. Sie drückt die beiden Zungenenden anschließend gegen das Jacobsonsche Organ an der Gaumenplatte und kann so die Richtung feststellen, in der sich potenzielle Beute oder der Fotograf befindet.

Dieses Exemplar ist meiner Meinung nach ein besonders schönes und fotogenes. Die einzelnen Schuppen zeichnen sich in der Sonne deutlich voneinander ab.

Ringelnatter

Schlangen sind aber nicht jedermanns Sache. Unser Teichfrosch hat eine angeborene Abneigung – und das mit Recht. Ich habe ihn schon wild herumspringen sehen, um in der Randbepflanzung einer ganz kleinen Ringelnatter auszuweichen. Die meiste Zeit übt er sich aber in Geduld. Er weiß, dass man ihn regungslos zwischen den Pflanzen kaum erkennt, und ein bisschen verlässt er sich sicher auch auf seine für einen Frosch mittlerweile imposante Größe. Bauch macht Ansehen, hätte meine Oma gesagt.

Teichfrosch

Mörder mit Greifzange

Gelbrandkäferlarve

In diesem Frühjahr sieht man viele gekrümmte Insektenlarven an der Teichoberfläche hängen, um mit dem Hinterleib Luft zu tanken, und am anderen Ende hängt meist eine Kaulquappe zwischen den unnachgiebigen Greifzangen.

Das sind die Larven der Gelbrandkäfer, die sich durch die Ruderbewegung der Beine beim Schwimmen und das fast immer gekrümmte Hohlkreuz deutlich von Libellenlarven unterscheiden. Dass man sie ständig fressen sieht, liegt nicht nur an ihrem Appetit, sondern auch daran, dass sie ihre Nahrung außen verdauen müssen. Dazu spritzen sie Verdauungssäfte in das Opfer, und es dauert seine Zeit, bis sich deren Wirkung entfaltet und sie anschließend den entstandenen Nahrungsbrei einsaugen können.

Trotz dieser heimtückischen Fressfeinde gibt es dieses Jahr nicht weniger Kaulquappen als sonst. In der Natur ist alles immer mehrfach verwoben, und das ist der Grund, warum die Lotka-Volterra-Regeln über die zahlenmäßige Beziehung zwischen Beute und Beutegreifer zwar theoretisch richtig, aber in der Praxis kaum nachweisbar sind. Gelbrandkäferlarven fressen, was sie kriegen können, auch Artgenossen und Libellenlarven, wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist.

Gelbrandkäferlarve

So reduzieren sie nicht nur die Kaulquappen, sondern auch deren Fressfeinde. Die Gelbrandkäferlarven werden übrigens noch länger ihrem gefräßigen Tagwerk nachgehen. Sie verpuppen sich im Herbst, um so im Schlamm zu überwintern, und der fertige Käfer zeigt sich erst im nächsten Jahr.

Gelbrandkäfer

Dieses Männchen habe ich vor fünf Jahren aufgenommen. Es muss eines der ersten Exemplare im Teich gewesen sein, und ein besseres Foto habe ich immer noch nicht, denn die erwachsenen Tiere sind im Gegensatz zu den Larven deutlich scheuer und unauffälliger.

Ein kleines Tänzchen

Dunkle Wolfspinne

Die Dunkle Wolfspinne ist eine der wenigen Spinnen, die ich mich zu bestimmen traue. Sie ist in Mitteleuropa eine der häufigsten Spinnen und zählt zu den Laufwölfen. Diese bauen keine Netze, sondern begeben sich freilaufend auf die Jagd. Die Dunkle Wolfspinne streunt dabei nicht nur über den Boden, sie kann zusätzlich auch auf dem Wasser laufen. Das macht sie einzigartig und die Bestimmung daher besonders einfach. Das Männchen hier ist von oben über dem Gartenteich aufgenommen.

Dunkle Wolfspinne Männchen

Die Männchen sind dunkler als die Weibchen, und wenn sie die Pedipalpen heben wie dieses Exemplar, dann sind sie paarungsbereit, denn mit diesen Tastorganen im Kopfbereich übertragen sie das Sperma. Das Weibchen versteckte sich zunächst noch zwischen der Waschbetonplatte und der Wasseroberfläche, ließ sich aber heranlocken, indem das Männchen rhythmisch mit den Füßen klopfte.

Dieser Tanz ging lange hin und her, das Weibchen zierte sich, und die eigentliche Paarung habe ich nicht mitbekommen. Sie wäre aber auch recht unspektakulär gewesen. Das Männchen übergibt seinen Samen und darf anschließend weiterleben. Es muss sich nicht auch noch selbst als Snack anbieten, wie das bei anderen Spinnenarten der Fall ist.

Wenn Spinnenmännchen gefressen werden, erhöht das ihre Chancen, die eigenen Gene erfolgreich weiterzugeben. Das Weibchen braucht ja viel Energie, um die gemeinsamen Nachkommen durchzubringen. Es gibt aber auch Forscher, die versuchen, seltene Arten nachzuzüchten und jedes Mal, wenn sie ein Männchen zum Weibchen ins Terrarium setzen, glaubt die Spinne, sie wird gefüttert und beginnt das Paarungsritual mit dem Verspeisen des potentiellen Partners.

Der Grat zwischen einer erfolgreichen Fortpflanzungsstrategie und einem Grund fürs Aussterben ist schmal. Da lohnt es sich, wenn man lernt, übers Wasser zu gehen. Die Weibchen der Dunklen Wolfspinne haben selten Nahrungsprobleme. Sie sammelt, was an Kleininsekten auf die Teichoberfläche fällt.

Die Tiere kümmern sich übrigens liebevoll um ihren Nachwuchs und verteidigen den Kokon, den sie ständig mit sich herumtragen. Hier noch ein Foto einer anderen Wolfspinne vom vorletzten Sommer.

Weibliche Wolfspinne mit Kokon

Saisonbeginn

Ringelnatter

Wenn der April die ersten sommerlichen Temperaturen bringt, dann ertappe ich mich dabei, dass mein Blick übers Wasser des Teichs huscht. Ich suche nach einer schlängelnden Bewegung oder einem hellen Punkt, der über die Oberfläche gleitet und kein Wasserläufer ist.

Ringelnatter

Normalerweise muss die Ringelnatter mit ihrer Wärme haushalten. Sie geht nur kurz ins kühle Wasser und versucht schnell Beute zu machen. Am Sonntag hatte ich beim Fotografieren aber leichtes Spiel. Die Temperaturen stiegen Richtung 30 Grad und immer, wenn ich für fünf Minuten aufs Wasser blickte, wurde ich fündig. Ich denke, es waren zwei verschiedene Exemplare, die von früh bis spät munter durch den Teich huschten.

Ringelnatter

Ich verbrachte aber auch viel Zeit damit, mich im Schatten von der Gartenarbeit auszuruhen. Mir kommt vor, die Jahreszeiten reduzieren sich immer mehr auf zwei: In der einen Hälfte des Jahres warte ich darauf, dass es wieder wärmer wird, nur um unmittelbar anschließend darauf zu warten, dass es wieder kühler wird.

Für die Ringelnatter, heißt es, hat der Klimawandel auch Vorteile. Die Winterruhe wird kürzer und wenn der Frühling gleich Sommertemperaturen bringt, kann sie den ersten Hunger stillen. Das führt auch in unserem Gartenteich dazu, dass es sich von Jahr zu Jahr ein wenig mehr schlängelt.

Kröten zu Ostern

Erdkröte Paarung

Zu Ostern habe ich meine eigenen Traditionen. Während andere Eier färben, Schinken essen und in die Kirche gehen, sitze ich am Teich, genieße die erste warme Frühlingssonne und schaue den Erdkröten beim Schwimmen zu.

Warum findet die Erdkrötenpaarung bei uns eigentlich immer vor Ostern ihren Höhepunkt? Ist das Zufall, oder gibt es einen kausalen Zusammenhang für den zeitlichen? Ich dachte ja immer, die Wandertätigkeit der Erdkröten hängt mit dem Wetter zusammen. Sobald der Boden nicht mehr gefroren ist und die Temperaturen in der Nacht merkbar über dem Gefrierpunkt liegen, machen sich die Tiere auf den Weg. Mit Vorliebe bei Regenwetter.

Tatsächlich variiert die Witterung genauso wie das Datum für das Osterfest. Dieses Jahr war der Februar mild. Der Teich ist seit zwei Monaten nicht mehr zugefroren. Sobald das Eis weg ist, sitzt das erste Krötenpärchen im Teich und klammert. Das sind wahrscheinlich die Ortsansässigen, die das ganze Jahr über im Garten wohnen. Mit dem Ablaichen lassen sie sich dann aber wochenlang Zeit. Erst wenn alle da sind, meist in der Karwoche, winden sie innerhalb weniger Tage die schwarzen Laichschnüre um Pflanzenreste.

Der Kirchenkalender ist ihnen sicher egal, aber da Ostern immer auf den ersten Sonntag nach dem Vollmond im Frühling fällt, lautet die Verabredung der Erdkröten vielleicht: Wir treffen uns im Frühling, wenn der Mond aufgeht. Dieses Jahr fand das Laichgeschehen genau in der Woche vor dem heutigen Vollmond statt.

Das würde ich jetzt gern durch wissenschaftliche Belege untermauern, aber in der Literatur findet sich zum Zusammenhang zwischen Mondphasen und dem Fortpflanzungszyklus der Exposivlaicher relativ wenig.1 Dabei ist die Idee nicht so abwegig. Sogar die augenlosen Korallen im Great Barrier Reef sind in der Lage, ihre Spermien und Eizellen synchron auszustoßen, und sie orientieren sich dabei am Licht des Mondes. Warum sollten die Erdkröten es nicht genauso halten?

Wer weiß, vielleicht war Ostern ursprünglich als Fest der Kröten gedacht. Bei uns im Garten ist es das jedenfalls seit vielen Jahren, aber ich verstehe schon, dass das Marketing mit flauschigen Hasen und bunten Eiern besser funktioniert.


  1. Eine der wenigen Arbeiten zum Thema ist von Rachel Grant: Lunar phase as a cue for migrations to two species of explosive breeding amphibians
    http://dx.doi.org/10.1007/s10344-020-01453-3
    ↩︎