Rangordnung

Neulich saß ich nach getaner Gartenarbeit noch ein bisschen in der Dämmerung und beobachtete einen Schatten an den Meisenknödeln. Auf die Distanz sind meine Augen nicht mehr so gut, aber das Teleobjektiv versicherte mir nicht nur, dass es wirklich das Rotkehlchen war, es zeigte mir auch, dass man nach Sonnenuntergang noch halbwegs passable Fotos machen kann. Das Licht ist weich und hat um diese Zeit einen höheren Rotanteil, das bringt das Brustgefieder gut zur Geltung.

Die meiste Zeit musste ich allerdings die Blaumeise fotografieren, denn die Gartenvögel haben eine klare Rangordnung: Kommt die Blaumeise vorbei, macht das Rotkehlchen höflich Platz, und zeigt sich auch nur ein Feldspatz, haben alle anderen sowieso Pause.

Leider stößt die Fotografie in der Abenddämmerung schnell an ihre technischen Grenzen, und die Blaumeise sah aus wie auf dem nächsten Bild.

Blaumeise

Das kann man so natürlich nicht zeigen, also musste das Setting am nächsten Tag wiederholt werden. Gute, geplante Fotos brauchen aber viel mehr an Arbeitsaufwand. Die mache ich mit Fernauslöser. Dann kann man auch gleich das kürzere Objektiv nehmen und die Kamera mit Stativ zwei Meter danebenstellen. Ist aber eigentlich ziemlich mühsam für ein Foto von einer Blaumeise.

Das sah der Vogel ähnlich. Ich hatte die Kamera noch nicht ordentlich festgeschraubt, da meldete er sich auch schon aus der Baumkrone über mir. Zwei Minuten später hatte ich meine Fotos. Ohne Fernauslöser und aus kurzer Entfernung. Die Sonne war noch nicht untergegangen, aber Blaumeisen wollen anscheinend ins Rampenlicht.

Blaumeise

Es gibt auch beim Fotografieren eine Rangordnung unter den Singvögeln. Die einen sind scheu und zeigen sich in der Dämmerung. Die anderen wollen einfach ins Bild und das bei strahlendem Sonnenschein.

22 Kommentare zu „Rangordnung

  1. Eigentlich ist es doch andersherum, die Rotkelchen scheinen weniger scheu und schauen aus nächster Nähe beim Werkeln im Garten zu. Während die Blaumeisen schneller verschwinden als dass man sie in Ruhe betrachten könnte.

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    1. Ja, ich weiß, das liest man so immer wieder, und bei manchen ist es auch so. Das sind aber andere Rotkehlchen. Wir haben, wenn nicht ein Trupp durchzieht, immer genau ein Rotkehlchen im Winter. Gestern habe ich zwei gesehen. Im Frühling bilden sie ein Paar, und bald sind sie für den Sommer verschwunden. Im nächsten Winter kommt dann das eine zurück, das hier Revier hat, und das ist relativ scheu.

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      1. Ich glaube wirklich, dass die Vögel je nach Umfeld einen anderen Charakter entwickeln. In der Wikipedia liest man zum Beispiel, dass Rotkehlchen untereinander heftige Revierkämpfe ausfechten. Unsere kommen mir sehr vorsichtig und höflich vor. Aber alles sieht man halt auch nicht immer. Scheuer als anderswo sind sie bei uns auf jeden Fall.

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  2. Bei mir verjagt das Rotkehlchen jeden anderen Vogel.
    Richtig rabiat.
    Schöne Bilder sind das.
    Perfekt müssen sie nicht sein, außer man braucht sie beruflich.
    Sie müssen dem Betrachter gefallen und das tun deine vortrefflich.
    Liebe Grüße

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    1. Danke für Lob und Feedback. Es ist sehr interessant, zu hören, dass sich Rotkehlchen unterschiedlich benehmen. Vielleicht liegt es daran, dass sie bei uns im Garten nicht brüten, und vielleicht werden sie dort, wo sie das Zentrum ihres Reviers haben, aggressiver.
      Liebe Grüße
      Richard

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      1. Bei mir hab ich beobachtet, dass das Rotkehlchen Weibchen sich wie ein Nestling verhält und sich füttern lässt vom Männchen vor der Paarung.
        Gelesen habe ich dann, dass es das macht um nicht umgebracht zu werden vom Männchen.
        Ist schon interessant, was die Vögel uns alles erzählen.
        Liebe Grüße Brigitte

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  3. Da sind dir wieder sehr schöne Fotos gelungen, Richard und was die Rangordnung betrifft, mache ich immer wieder nicht so gute Erfahrung mit Grünfinken bei mir im Garten. Denn sie setzen sich immer ewig lange in den von mir am Ast aufgehängten Futternapf und verteidigen „ihr“ Futter solange gegen alle anderen Vögel bis die selbst satt sind, was alle anderen nicht do machen.
    Liebe Grüße und hab noch einen schönen Tag 🍀🌼

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  4. Die Rangordnung kann ich auch gut bei uns auf de Balkon beobachten. Zwischendrin dann noch die Amseln. Die Blaumeise, mit leichtem Mehraufwand fotografiert, ist sehr gelungen mit ihren zwei zusätzlichen Querstreifen.

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    1. Danke. Das Foto der Blaumeise ist eines, über das ich mich richtig gefreut habe, weil sie sich von oben akustisch angekündigt hat. Ich denke, sie setzt sich hier besonders durch, weil der Nistkasten nicht weit ist. Ums eigene Kerngebiet wird nachhaltiger gestritten.

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  5. Wer kennt schon die Intentionen der Tiere ?!
    Mir fällt dazu die in engem Carre fliegende orientalische Holzbiene ein. Ich dachte schon, sie zeichnet ein Luftquadrat, immer und immer wieder.
    Daß manche Tierec sich schön finden und gertne aufs Bild wollen, wer kann es ihnen verdenken?! 😉

    Zu Stativarbeiten kann ich mich nie überreden, obwohl ich natürlich zwei habe.

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    1. Wir können den Tieren nicht in die Gedanken schauen, aber bei den Menschen ist es genauso. Wir müssen uns auf ihre Worte verlassen. Also dürfen wir auch das Verhalten der Tiere interpretieren.
      Stativ ist immer mühsam. Ich schleppe das auch nicht herum, aber ein bisschen sieht man es den Fotos trotz elektronischen Stabilisatoren schon an, wenn die Kamera ruhig stand.

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      1. Ich mache das bei Insekten mit der Sportfunktion. Da kann ich in vielen Fällen Eigenbewegung und Bewegung der Insekten ausgleichen.
        Zwar wird das Umfeld dadurch unscharf , aber der kleine Insektenkörper hinreichend scharf, zumindest die Kopfpartie.
        Aus Versehen hatte ich gestern nicht diese Funktion eingestellt, als ich die erste Dungfliege des Jahres fotografierte. Nicht schlimm, aber das Resultat war eben keine präzise Aufnahme.

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      2. Deine Makros passen immer ganz genau. Schön fokussiert auf die Augen. Ich versuche immer, möglichst viele Bilder zu machen und lösche das meiste wieder.

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  6. Die Spatzen vertreiben hier auch alle anderen, sie kloppen sich um jeden Krümel heftig und geben sehr laute „Ratschengeräusche“ von sich – nicht schön!
    Der Robin kommt nur ganz selten einmal auf den Balkon. Die Blaumeisen stibitzen gern die Erdnusskerne anderer Meisen. Sie sind derzeit am häufigsten hier. Man kann jetzt wieder schön ihre metallischen Farben sehen.
    Deine wollte ganz sicher aufs Bild – schön eingefangen!

    Liebe Grüße,
    Syntaxia und Felix

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    1. Danke. Ja, so läuft das hier bei uns auch. Anderswo setzt sich Robin durch, wie manche beobachten, aber ich vermute, dass viel davon abhängt, an welcher Stelle des Reviers man sich befindet. Direkt vor der Haustür wird wahrscheinlich jede Art aggressiver.

      Liebe Grüße
      Richard

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