Neulich saß ich nach getaner Gartenarbeit noch ein bisschen in der Dämmerung und beobachtete einen Schatten an den Meisenknödeln. Auf die Distanz sind meine Augen nicht mehr so gut, aber das Teleobjektiv versicherte mir nicht nur, dass es wirklich das Rotkehlchen war, es zeigte mir auch, dass man nach Sonnenuntergang noch halbwegs passable Fotos machen kann. Das Licht ist weich und hat um diese Zeit einen höheren Rotanteil, das bringt das Brustgefieder gut zur Geltung.
Die meiste Zeit musste ich allerdings die Blaumeise fotografieren, denn die Gartenvögel haben eine klare Rangordnung: Kommt die Blaumeise vorbei, macht das Rotkehlchen höflich Platz, und zeigt sich auch nur ein Feldspatz, haben alle anderen sowieso Pause.
Leider stößt die Fotografie in der Abenddämmerung schnell an ihre technischen Grenzen, und die Blaumeise sah aus wie auf dem nächsten Bild.
Das kann man so natürlich nicht zeigen, also musste das Setting am nächsten Tag wiederholt werden. Gute, geplante Fotos brauchen aber viel mehr an Arbeitsaufwand. Die mache ich mit Fernauslöser. Dann kann man auch gleich das kürzere Objektiv nehmen und die Kamera mit Stativ zwei Meter danebenstellen. Ist aber eigentlich ziemlich mühsam für ein Foto von einer Blaumeise.
Das sah der Vogel ähnlich. Ich hatte die Kamera noch nicht ordentlich festgeschraubt, da meldete er sich auch schon aus der Baumkrone über mir. Zwei Minuten später hatte ich meine Fotos. Ohne Fernauslöser und aus kurzer Entfernung. Die Sonne war noch nicht untergegangen, aber Blaumeisen wollen anscheinend ins Rampenlicht.

Es gibt auch beim Fotografieren eine Rangordnung unter den Singvögeln. Die einen sind scheu und zeigen sich in der Dämmerung. Die anderen wollen einfach ins Bild und das bei strahlendem Sonnenschein.