Die folgenden Fotos stammen vom 13. Mai. Kaum zu glauben, dass diese Amsel einen Monat zuvor, am 13. April, erst geschlüpft ist. Nach zwei Wochen musste sie das Nest verlassen, und mittlerweile weigern sich die Eltern sogar, sie zu füttern.
Dabei hat der kleine Vogel überhaupt kein Sättigungsgefühl. Der ist ständig hungrig. Kein Wunder, dass er immer so unzufrieden drein sieht, egal ob frisch gebadet oder trocken.
Da trifft es sich gut, dass Mrs. Colombo ein großer Fan des Unkrautjätens ist. Stundenlang legt sie ihre letztes Jahr erworbenen Pflanzen frei und setzt Neuerwerbungen dazwischen. Die Amsel wiederum ist deshalb ein großer Fan von Mrs. Colombo und folgt ihr auf Schritt und Tritt, um in der frisch umgewühlten Erde nach Fressbarem zu suchen.
Wir kümmern uns aber nur um das leibliche Wohl, sprechen lernt die Jungamsel schon noch von den eigenen Eltern: „Siehst du die Katze?“ – „Ja, ich sehe die Katze. Siehst du sie auch?“ – „Ja, ich sehe sie auch noch, und du?“ In der Amselsprache ist das so ein eintöniges „Tut-tut-tut“ im Sekundentakt. Und immer mit Blick Richtung Katze. Man muss nur in die gleiche Richtung schauen, dann sieht man sie auch. Vor der Katze warnt der Jungvogel jedenfalls schon so gut wie die Alten.
Wenn der Sperber hinter dem Amselmännchen her ist, hört man einen ganz anderen Warnruf – viel hektischer, aufgeregter. Der Sperber ist definitiv gefährlicher als die Katze. Und was mich betrifft, bin ich sehr stolz, dass ich schon zwei Wörter Amseldeutsch kann. Passiv zumindest. Wenn ich versuche, das nachzumachen, fallen die Amseln vor Lachen vom Baum. An meinem Akzent muss ich noch arbeiten.
Und zum Schluss noch ein Bild aus besseren Tagen. Am 3. Mai war die Welt noch in Ordnung. Da war man noch souverän flauschig und gut gesättigt. Man beachte den zufriedenen Gesichtsausdruck: Gleich kommt der Papa und bringt mir einen frischen Wurm. Da kannte der Jungvogel noch keine Existenzängste. Aber das Leben schreitet unnachgiebig voran, und diese Zeit kommt nicht wieder. Those were the days, my friend…

Das ist ja eine phantastisch lebensnahe, amselfreundliche Geschichte! Und mit Herz und Humor empfunden und geschrieben!❣️
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Danke!
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😊
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So schöne Bilder und herrlich zu lesen! Ähnliches konnte ich auch bei uns im Garten an flügge gewordenen Meisen und Sperlingen beobachten, die noch lange in den Büschen von den Eltern gefüttert wurden.
Liebe Grüße, Hanne
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Danke. Wir haben selber aber auch viel Spaß mit der Amsel. Sie hat noch weniger Fluchtdistanz als die Elternvögel.
Liebe Grüße, Richard
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Danke für den Lacher Richard.
Lass sie lieber auf den Bäumen sitzen. 😉
Nach einem Monat erwachsen. Stell dir das mal mit unseren Nachwuchs vor. Lach…
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Die junge Amsel bettelt immer den Papa an, und wenn der die kalte Schulter zeigt, beginnt sie selbst im Boden zu stochern. Unser Nachwuchs würde zunächst einmal lang und breit überlegen, ob es aus taktischen Gründen nicht angebracht wäre, voll Trotz zu verhungern…
Andererseits wäre mir dieses Tempo, dass eine Amsel bei ihrer Entwicklung hinlegt, auch wieder nicht recht.
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Solch konsequente Erziehung würde mancher Familie gut stehen.
Ein Monat wäre schon sehr rasant. Puh…😂
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Wie kann man denn nur so einen kleinen Kuschel so allein lassen 😦
Wie schön, dass sich die Mrs. sich seiner so liebevoll annimmt ❤
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Paar „sich“s drin. Kommt davon, weil mich das so mitgenommen hat 😀
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Ja, die Erziehungsmethoden der Amsel sind hart. Wobei: Ich habe auch schon gesehen, dass weit größere Junge mit Kirschen gefüttert wurden, also später im Jahr. Ich vermute mal, der Kleine hat Pech, weil er aus der ersten Brut stammt. Seine Mutter sitzt ja längst schon im nächsten Nest. Und dass die zweite Garnitur durchkommt, ist wahrscheinlich schwieriger. Der Jungvogel hat quasi entweder Fürsorge oder den Sommer Zeit, alles zu lernen.
Die sich’s lass ich dir drin, das macht es authentischer. 😉
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Ja, das ist mir auch aufgefallen!
Die Im Spätsommer bleiben traut beisammen. Habe hier so ein anhängliches Sprechtchen. Der kam noch weit in den Herbst hinein zusammen mit der Mama. Jetzt kommt er immer allein zum Futtern. Mal sehen, wie lange noch. Oder ob er auch eines Tages einen Kleinen mitbringt 🙂
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Lieb. Ich glaube ja nicht, dass ich die Jungamseln nächstes Jahr noch sehen werde. So, wie ich ihre Eltern kenne, fliegen die irgendwann aus dem Revier. 😉 Andererseits: Wenn sie erst einmal groß sind, schauen eh alle gleich aus. Man kann eigentlich nur die Männchen sicher identifizieren. Akustisch. Jeder hat seine eigenen Strophen.
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Stimmt. Manche haben auch ein auffälliges Verhalten. Weil ich das bisher aber immer nur bis zum Winter beobachten konnte, weiß ich nicht, ob sie dann weg waren und nicht mehr kamen, oder sich im Wesen doch den anderen Flatterkollegen angepasst haben. Bin schon gespannt, welche Vogelkinder dieses Jahr bei mir rumflattern. Im ersten Durchgang ist zum ersten Mal mein Meisenkasten leer geblieben. Und auch noch keine Jungamsel gesichtet … :-O
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Bei uns war der Winter lang und das Frühjahr bislang kalt. Ich dachte, die Hausspatzen und die Blaumeisen lassen dieses Jahr aus. Und seit zwei Wochen ist es plötzlich wärmer, und plötzlich sind Junge da, und die Alten fliegen im Minutentakt rein und raus. Man weiß nie.
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So schön ❤
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