Der Kohlrabi ist bei uns eine bedrohte Art. Im Garten fressen ihn die Schnecken, also wächst dieses Gemüse auf dem Balkon, gleich neben dem Salat. Das hilft zwar gegen Schnecken aber nicht gegen Schmetterlinge.
Neulich waren die Kohlrabiblätter regelrecht skelettiert. Die Übeltäter waren kleine grüne Raupen. Auf dem folgenden Bild sieht man zahlreiche von ihnen, wenn man sie sieht, denn farblich unterscheiden sie sich kaum von den Blattresten.

Zum Kleinen Kohlweißling weiß Bellmanns Insektenführer: „Die Eier werden einzeln auf den Futterpflanzen […] abgelegt.“1 Davon weiß der Falter aber nichts. 50 Raupen habe ich schon abgeklaubt und in die Wiese übersiedelt.
Ich habe keine Ahnung, ob sie dort geeignete Ersatznahrung finden, aber wenn ich Ersatz für meine Kohlrabi suchen muss, hat der Spaß ein Ende. An den Schmetterlingen hätte man ja seine Freude, aber ihre Kinder nerven und sind gefräßig. Die gründliche Metamorphose zwischen Raupe und Imago hilft uns beim Verdrängen, aber es bleibt ein Dilemma.
Das eigentliche Problem ist, dass wir uns im Laufe unserer Evolution dazu entschlossen haben, all die guten, wohlschmeckenden und nahrhaften Pflanzen zu verzehren, die auch so vielen anderen Arten als Nahrung dienen. Leider macht halt erst das, was wir essen, uns zu dem, was wir sind. Hätten wir uns vor Jahrmillionen für Bambus entschieden, würde jetzt wahrscheinlich ein Pandabär diesen Blog schreiben, und ich wäre im Zoo ausgestellt. Na ja, wenigstens hätte ich dort mehr Besucher.
Der Held der Geschichte ist aber sowieso der Kohlrabi. Wenn man ihn nicht völlig platt macht, lässt er sich für jedes amputierte Blatt einfach ein neues wachsen, und weil Pflanzen duldsam sind, wird das sogar noch was mit meiner Ernte.
- Heiko Bellmann: Der Kosmos Insektenführer, Stuttgart 2018, S. 410 ↩︎






















