Das Schmetterlingsjahr 2019

C-Falter

Der letzte Sommer war dominiert von Kohlweißlingen. Über den Gemüsebeeten flatterte ständig ein weißes Ballett in der Sonne. Später kam das Große Ochsenauge dazu. Auch diese Art war im Hochsommer reichlich vertreten. Dieses Jahr hat es im Mai noch einmal gefroren, die Kohlrabi konnte ich erst für den Herbst setzen, und aus dem Brokkoli ist nichts geworden. Mit den fehlenden Raupenfutterpflanzen waren die Kohlweißlinge nur vereinzelt zu finden, und der feuchtere Sommer scheint dem Großen Ochsenauge weniger gut gefallen zu haben. Die beiden Arten waren zwar auch dieses Jahr vertreten, aber nicht so dominant.

Stattdessen ist mir mehr Vielfalt bei den Schmetterlingen aufgefallen. Über die ersten Sichtungen im Frühjahr habe ich berichtet. Auch Schwalbenschwanz und Schwarzer Trauerfalter haben ihren eigenen Beitrag bekommen. Dazwischen sind mir aber noch anderer Arten ins Gesichtsfeld geflattert, deren Betrachtung sich lohnt.

An den Anfang stelle ich die Allerweltsfalter Tagpfauenauge und Admiral. Mit ihnen beginnt und endet das Schmetterlingsjahr. Der Admiral gilt als Wanderfalter, aber mittlerweile ist er so zeitig im Frühjahr und so spät im Herbst zu sehen, dass einzelne Exemplare wahrscheinlich schon bei uns überwintern, so wie es auch das Tagpfauenauge tut. Wenn nicht die Raupe oder Puppe überwintern, sondern das fertige Insekt, hat die Art im Frühling einen Startvorteil. Die ersten warmen Tage des Jahres gehören deshalb Zitronenfalter, C-Falter und Co.

Im Laufe des Sommers gesellten sich dann andere weit verbreitete Arten wie der Kleine Fuchs, der Braune Waldvogel, auch Schornsteinfeger genannt, und der eine oder andere Dickkopffalter dazu. Und dann war da noch der Kaisermantel, der regelmäßig durch den Garten flatterte, sich aber nie fotografieren ließ. Ich könnte das Foto vom letzten Jahr verwenden, aber das wäre erstens unsportlich, und zweitens gab es genug andere Sichtungen.

Das Kleine Wiesenvögelchen und das Sechsfleck-Widderchen waren mir bislang zum Beispiel völlig unbekannt. Letzteres saß direkt vor meiner Nase auf dem Sonnenhut und ich hätte es trotzdem fast übersehen. Im Gegensatz zu den bislang erwähnten Arten gehört es zu den Nachtfaltern, von denen bei weitem nicht alle in der Nacht fliegen.

Und damit wären wir schon beim Hauptgrund, warum die Beschäftigung mit Schmetterlingen frustrierend sein kann. Es gibt ihrer so viele. Vor allem bei den Nachtfaltern scheint die Zahl unbegrenzt. Repräsentativ für die vielen Fotos in meinem Archiv mit dem Zusatz „unbestimmt“ stehen die folgenden beiden Bilder.

Der erste Falter sieht aus wie ein Baum-Weißling, aber es fehlen die für Tagfalter typischen Keulen am Ende der Fühler, und der zweite gehört zur großen Gruppe derer, die sich einfinden, wenn man nachts die Beleuchtung nicht ausmacht. Es ist immer wieder erstaunlich, wie detailliert und schön gezeichnet die Kreaturen der Nacht sein können.

Manchmal finde ich auch nur die Raupen, wie zum Beispiel beim Kleinen Nachtpfauenauge auf dem folgenden Bild. Dieses Exemplar war von beeindruckender Größe und offensichtlich schon kurz vor der Verpuppung.

Leichter zu bestimmen war das Männchen des Rotrandbärs. Auch er gehört zu den teils tagaktiven Nachtfaltern. Und dann war da noch das schöne Exemplar auf dem letzten Bild. Endlich einer, den man nicht verwechseln kann, dachte ich mir. So ein schönes Rot auf dem hinteren Flügelpaar hat wohl kein zweiter Falter. Stimmt aber nicht. Das Rote Ordensband, der Pappelkarmin und der Weidenkarmin sehen fast gleich aus, wobei es sich bei dem von mir entdeckten Exemplar wahrscheinlich um einen Weidenkarmin handelt. Von diesen Faltern gibt es sicher mehr, als man glaubt. Man erkennt sie nur nicht, weil sie in der Ruhestellung die Vorderflügel über die Hinterflügel klappen. Anders wären sie mit ihrer roten Signalfarbe eine viel zu leichte Beute für Vögel.

Mittlerweile geht das Schmetterlingsjahr zu Ende. Nur die Überwinterer wie Zitronenfalter, Admiral und Tagpfauenauge sind noch unterwegs. Über die Vielfalt, die dieser Sommer gebracht hat, kann ich mich aber nicht beschweren. Es waren außerdem mehr Arten als ich mit der Kamera einfangen konnte, und so bleiben noch ein paar Herausforderungen fürs nächste Jahr übrig.

Plötzlich Schmetterlinge

Admiral

In der Früh hatte es deutliche Minusgrade und der Gartenteich ist immer noch zugefroren, aber am Nachmittag kletterte das Thermometer auf über 15 Grad und plötzlich war Frühling. Die Honigbienen schwirrten in den Weidekätzchen, aus dem Boden schossen die Frühlingsknotenblumen und die Krokusse, dass man ihnen beim Aufblühen zusehen konnte, und in der Hecke machten Grünfinken und Stieglitze Pause, als hätten sie mit einem Schlag alle Zeit der Welt.

Am auffälligsten waren aber die Schmetterlinge. Zuerst sah ich einen, den ich für einen Großen Fuchs [Nachsatz: oder vielleicht für ein Landkärtchen aber wahrscheinlich doch für einen C-Falter – siehe Diskussion unten] halte, aber das Bild ist aus der Ferne nicht besonders und seine Zeichnung wirkte auch irgendwie verwaschen. Falls jemand anderer Meinung ist, bitte kommentieren, ich bin wirklich nicht sicher. Dann überraschte mich ein Admiral. Dieser Wanderfalter dürfte eigentlich erst im April aus dem Mittelmeerraum einfliegen, aber wenn mich nicht alles täuscht, habe ich sogar zwei verschiedene Exemplare gesehen. Schließlich entdeckte ich noch einen männlichen Zitronenfalter mit leicht ramponiertem Flügel, wie man im Anflug auf den Winterjasmin sehen kann. Dieser hat übrigens, wie bereits beschrieben, seit Oktober durchgehend geblüht und am Ende jetzt doch noch seinen Bestäuber gefunden. Geduld macht sich halt immer bezahlt.

Alt und neu

Waldbrettspiel

AdmiralWenn einem im Herbst ein Admiral im Garten begegnet, dann ist er einen Ticken größer als sonst. Er strotzt vor Kraft und die Flügel sind intakt, so wie auf dem Bild rechts. Das liegt daran, dass dieser Wanderfalter sich demnächst nach Süden aufmacht, um dort zu überwintern. Er ist quasi nagelneu.

Ganz anders das Waldbrettspiel auf dem Titelbild, beziehungsweise auf dem großen Bild unten. Die beiden Aufnahmen stammen vom 12. Oktober. Ich wollte sie eigentlich nicht verwenden, weil man den Falter kaum noch erkennt. Das hintere Flügelpaar hängt nur noch in Fetzen. Ich denke trotzdem, dass es ein Waldbrettspiel ist, obwohl das so laut Wikipedia nicht sein dürfte. Dort steht, dieser Falter fliegt in zwei Generationen von Mitte April bis Anfang Juni und von Juli bis Mitte September.

Und damit war mir dieses zerzauste Exemplar dann doch einen Beitrag wert. Wenn das diesjährige Wetter in Zukunft zur Regel wird, werden wir viele Wikipedia-Einträge umschreiben müssen.

Waldbrettspiel