Der Lohn der Schmerzen

Der ursprünglich aus dem Südosten stammende Feuerdorn ist mittlerweile bei uns eine allseitsbeliebte Garten- und Parkpflanze. Er gilt wegen seiner Dornen als Vogelschutzgehölz und seine Beeren sind, wie ich bestätigen kann, im Herbst vor allem bei den Amseln als Futter begehrt.

Für mich persönlich ist es eine Traumapflanze, ein Erbstück, das mir Alpträume bereitet und mich immer öfter schweißgebadet aufwachen lässt, desto weiter das Gartenjahr voranschreitet. Unser Feuerdorn wächst nämlich vor einem Fenster, und er macht, immergrün wie er ist, im Winter ziemlich finster. Deshalb wird er von mir jeden Herbst geschnitten, und diese Prozedur ist äußerst schmerzhaft. Ich benütze dafür dicke Handschuhe und eine Astschere mit extralangen Griffen. Die Stücke, die ich mit gestreckten Händen abschneide, sind deutlich kürzer als die Scherenhebel, und sie werden anschließend auf Distanz über der Scheibtruhe in Kleinteile zerlegt, aber alle Vorsicht nützt nichts. Irgendwann erwischt mich einer dieser Dornen, die sich mühelos durch Schuhsohlen bohren können, weil sie nicht nur spitz und lang, sondern auch entsprechend hart sind.

Es ist also nur würdig und recht, wenn diese Pflanze für all die Schmerzen auch eine Entschädigung bereit hält. Während der Blüte ist sie nicht nur ein Anziehungspunkt für unzählige kleine Wildbienen, sondern auch für den einen oder anderen Schmetterling, wie zum Beispiel für diesen Segelfalter, der vom Nektar so betört war, dass er sich durch mich nicht stören ließ. Das Exemplar ist zwar schon leicht ramponiert, aber so nah war ich diesen mittlerweile eher seltenen Faltern noch nie.

11 Kommentare zu „Der Lohn der Schmerzen

  1. Solchen Pieksereien kann man nur vermummt entgegentreten, aber die Tierwelt liebt Stacheliges und Dorniges anscheinend ganz besonders, und eine Entlohnungswährung in solchen Besuchen finde ich doch adäquat. Sehr schöne Bilder!

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      1. Auch wahr! Da unser Zaun in einer beachtlichen Länge vom Weg begleitet wird, und der Garten noch einsehbar ist, haben sowieso schon viele Vorüberkommende Spass an mir, wenn ich mit der Kamera in seltsamen Positionen herumstehe oder -schleiche, da soll man gönnen können. Ich hoffe nur, niemand fällt vor Lachen vom Fahrrad. 🙂

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  2. Abwechslungsreiche Anpflanzungen bringen natürlich auch eine Artenvielfalt in einen Garten. Wenn es dann noch solch Pflanzen sind wie Feuer, Schleh oder Weißdorn , hebt das deutlich die Besucherzahlen. Es bringt natürlich wie du es beschreibst, schmerzhafte Pflegearbeit mit sich, wenn man keinen Urwald haben möchte. Belohnung erhältst du für deine schmerzhafte Arbeit, durch sehr schöne Beobachtungen oder solche tollen Fotos, wie du sie in deinem heutigen Beitrags zeigst.

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    1. Danke. Ja, es gibt nicht immer nur Vorteile. Würde der Feuerdorn woanders stehen, käme ich ihm sicher nicht nahe, aber vor dem Fenster ist es ungünstig. Nach Jahren habe ich mich aber mit ihm abgefunden. Es ist alles eine Frage der Technik.

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    1. Na, er ist zwar in unseren Breiten eingeschleppt und unpraktisch aber doch auch hübsch. Bodennah schneiden tue ich nur das, was wirklich kaputt ist. Und beim Feuerdorn wäre das Fällen erst recht schmerzhaft.

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