Der Lohn der Schmerzen

Segelfalter

Der ursprünglich aus dem Südosten stammende Feuerdorn ist mittlerweile bei uns eine allseitsbeliebte Garten- und Parkpflanze. Er gilt wegen seiner Dornen als Vogelschutzgehölz und seine Beeren sind, wie ich bestätigen kann, im Herbst vor allem bei den Amseln als Futter begehrt.

Für mich persönlich ist es eine Traumapflanze, ein Erbstück, das mir Alpträume bereitet und mich immer öfter schweißgebadet aufwachen lässt, desto weiter das Gartenjahr voranschreitet. Unser Feuerdorn wächst nämlich vor einem Fenster, und er macht, immergrün wie er ist, im Winter ziemlich finster. Deshalb wird er von mir jeden Herbst geschnitten, und diese Prozedur ist äußerst schmerzhaft. Ich benütze dafür dicke Handschuhe und eine Astschere mit extralangen Griffen. Die Stücke, die ich mit gestreckten Händen abschneide, sind deutlich kürzer als die Scherenhebel, und sie werden anschließend auf Distanz über der Scheibtruhe in Kleinteile zerlegt, aber alle Vorsicht nützt nichts. Irgendwann erwischt mich einer dieser Dornen, die sich mühelos durch Schuhsohlen bohren können, weil sie nicht nur spitz und lang, sondern auch entsprechend hart sind.

Es ist also nur würdig und recht, wenn diese Pflanze für all die Schmerzen auch eine Entschädigung bereit hält. Während der Blüte ist sie nicht nur ein Anziehungspunkt für unzählige kleine Wildbienen, sondern auch für den einen oder anderen Schmetterling, wie zum Beispiel für diesen Segelfalter, der vom Nektar so betört war, dass er sich durch mich nicht stören ließ. Das Exemplar ist zwar schon leicht ramponiert, aber so nah war ich diesen mittlerweile eher seltenen Faltern noch nie.

Magisches Denken

Schwalbenschwanz

Der Glaube kann ja angeblich Berge versetzen. Es gibt Leute, die lassen ganze Wälder von Wilder Möhre im Garten stehen in der Hoffnung, irgendwann ein schönes Foto von einem Schwalbenschwanz zu ergattern. Und was soll man sagen: Es scheint zu funktionieren.

Wilde MöhreDie Wilde Möhre ist natürlich noch nicht heraußen. Das Foto ist vom letzten Jahr. Und Raupen habe ich in dem Gestrüpp damals auch keine gefunden. Das tut man aber selten. Wir haben jede Menge Admiral, Tagpfauenaugen und C-Falter, aber außer vereinzelten Admiralraupen habe ich auf unseren Brennesseln noch nie Fraßspuren oder ähnliches gesehen. Trotzdem braucht es halt irgendwo die richtige Raupenfutterpflanze und ohne passende Doldengewächse gibt es keinen Schwalbenschwanz.

Heute Nachmittag war es dann so weit: Liebstöckel und Dille haben es diesem Schwalbenschwanz angetan, sie luden zu einem Sonnenbad, und so sind mir ein paar schöne Fotos gelungen. Zur Not tut es die Dille als Raupenpflanze übrigens auch, wenn keine Wilde Möhre vorhanden ist.

Zum Abschluss unten noch ein Suchbild: Links der Schwalbenschwanz von heute Nachmittag an der Dille, rechts ein Segelfalter, den ich vor drei Wochen in der Umgebung von Wien fotografiert habe. Beide Arten sind etwa gleich groß und haben am hinteren Körperende die gleichen orangen Augenattrappen, wahrscheinlich um Vogelangriffe in die falsche Richtung zu leiten. Bei beiden Arten überwintert die Puppe, sie haben also ähnliche Flugzeiten, und tatsächlich sind sie im Flug so gut wie gar nicht zu unterscheiden. Erst wenn sie sich hinsetzen und die Flügel ausbreiten, erkennt man den Formunterschied.