Schwerlast

Neulich ist mir im Garten eine Biene untergekommen, die ich bislang nur in Natursendungen im Fernsehen beobachten konnte. Es scheint sich um die Zweifarbige Schneckenhausbiene oder eine Verwandte zu handeln. Ein Schneckenhaus konnte ich unten drunter allerdings nicht erblicken. Für mich lagen an der Stelle nur Steine. Die Flugzeit müsste auch früher sein. Dieses Exemplar war Anfang Juni noch unterwegs.

Die Biene flitzte extrem schnell über den Boden und griff sich Blattstiele, trockene Halme und Blütenreste. Das alles schlichtete sie zu einem Haufen von knapp fünf Zentimeter Durchmesser. Dazwischen machte sie immer wieder Pause. Die ganze Arbeit dauerte Stunden. Die Größe der verwendeten Pflanzenteile ergab sich durch probieren. War etwas zu schwer, ließ sie es nach ein paar Zentimetern wieder fallen. Fotografieren ging wirklich nur schwer, so schnell war das Tier und der Nistplatz unzugänglich unter Blättern und Zweigen.

Es heißt, dass die Biene so ihre Brut schützt. Zuerst platziert sie Eier und Pollen in ein leeres Schneckenhaus. Dann verschließt sie es mit einem Pfropfen, dreht die Öffnung nach unten und schlichtet dürre Halme oder Nadeln darüber.

Der tiefere Sinn wollte sich mir nicht erschließen. Würde ich mich von Bienenlarven ernähren, müsste ich nach komischen Häufchen am Boden suchen. Vielleicht wollte sie aber auch nur das Kinderzimmer möglichst gründlich verbarrikadieren. Man kennt ja die Zores mit dem Nachwuchs…

24 Kommentare zu „Schwerlast

  1. Interessante Geschichte. Ähnliches kennt man ja auch von verschiedenen Vogelarten. Da wird Mutter und Nachwuchs in Baumhöhlen „eingemauert“ und vom Vater durch einen Schlitz mit Futter versorgt. Es gibt so viele Wunder in der Natur.
    LG Jürgen

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      1. Das ist mit das Grossartige daran. Man fühlt sich gleich ein bisschen beschenkt, bestätigt und stolz, weil man anscheinend irgendetwas zumindest nicht falsch macht. 🙂

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      2. Es wird auch irgendwie realer. Die Profi-Filmer können weit mehr Ressourcen in die Recherche stecken. Die finden auch Lebewesen, die es nur noch ganz selten gibt. Wenn so eine Spezies dann auch in meiner gewohnten Welt vorkommt, ist es noch einmal so interessant.

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      3. Für mich ist es auch ein schrittweises Herantasten. Man muss wissen, was es alles gibt, dann muss man die Augen offen halten, dann wieder recherchieren, was es alles gibt. Das macht Spaß und man kommt immer ein Stück weiter.

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  2. Das „extrem schnelle“ hat m.E. damit zu tun, daß Insekten andere innere Zeitrhythmen haben.
    Ein Insekt ist mir bekannt, das, gemäss seiner Größe, mit 700 km/h krabbelnd unterwegs ist (etwa 1,5 m pro Sekunde).

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    1. Die sind sicher anders getaktet. Das sichert ihnen das Überleben. Einer Fliege mit den Augen zu folgen, wenn sie Betriebstemperatur hat, ist fast unmöglich, weshalb wir uns so schwer tun, die Dinger zu erwischen.

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