Ein kleines Tänzchen

Dunkle Wolfspinne

Die Dunkle Wolfspinne ist eine der wenigen Spinnen, die ich mich zu bestimmen traue. Sie ist in Mitteleuropa eine der häufigsten Spinnen und zählt zu den Laufwölfen. Diese bauen keine Netze, sondern begeben sich freilaufend auf die Jagd. Die Dunkle Wolfspinne streunt dabei nicht nur über den Boden, sie kann zusätzlich auch auf dem Wasser laufen. Das macht sie einzigartig und die Bestimmung daher besonders einfach. Das Männchen hier ist von oben über dem Gartenteich aufgenommen.

Dunkle Wolfspinne Männchen

Die Männchen sind dunkler als die Weibchen, und wenn sie die Pedipalpen heben wie dieses Exemplar, dann sind sie paarungsbereit, denn mit diesen Tastorganen im Kopfbereich übertragen sie das Sperma. Das Weibchen versteckte sich zunächst noch zwischen der Waschbetonplatte und der Wasseroberfläche, ließ sich aber heranlocken, indem das Männchen rhythmisch mit den Füßen klopfte.

Dieser Tanz ging lange hin und her, das Weibchen zierte sich, und die eigentliche Paarung habe ich nicht mitbekommen. Sie wäre aber auch recht unspektakulär gewesen. Das Männchen übergibt seinen Samen und darf anschließend weiterleben. Es muss sich nicht auch noch selbst als Snack anbieten, wie das bei anderen Spinnenarten der Fall ist.

Wenn Spinnenmännchen gefressen werden, erhöht das ihre Chancen, die eigenen Gene erfolgreich weiterzugeben. Das Weibchen braucht ja viel Energie, um die gemeinsamen Nachkommen durchzubringen. Es gibt aber auch Forscher, die versuchen, seltene Arten nachzuzüchten und jedes Mal, wenn sie ein Männchen zum Weibchen ins Terrarium setzen, glaubt die Spinne, sie wird gefüttert und beginnt das Paarungsritual mit dem Verspeisen des potentiellen Partners.

Der Grat zwischen einer erfolgreichen Fortpflanzungsstrategie und einem Grund fürs Aussterben ist schmal. Da lohnt es sich, wenn man lernt, übers Wasser zu gehen. Die Weibchen der Dunklen Wolfspinne haben selten Nahrungsprobleme. Sie sammelt, was an Kleininsekten auf die Teichoberfläche fällt.

Die Tiere kümmern sich übrigens liebevoll um ihren Nachwuchs und verteidigen den Kokon, den sie ständig mit sich herumtragen. Hier noch ein Foto einer anderen Wolfspinne vom vorletzten Sommer.

Weibliche Wolfspinne mit Kokon

Nebelmorgen ohne Frühstück

Spinnennetz

Ich bin sicher, Spinnen hassen Herbstnebel. Wenn am Morgen alles darauf wartet, dass die Sonne die letzten Schwaden auftrocknet und wieder ein schöner Hochdrucktag beginnt, gibt es im Garten die schönsten Fotomotive. Überall in den Sträuchern, den Bäumen, am Teich und in den Wieseninseln hängen weißleuchtende Spinnweben. Ein Horror für jeden Arachnophobiker.

Wenn man genau schaut, kann man beobachten, dass all die kunstvoll gefertigten Fangvorrichtungen in diesem Zustand wertlos sind. Sie sind jetzt nicht nur sichtbar, sondern auch kaum klebrig, denn an der klebrigen Substanz haften ja die Tautropfen, und so können sich selbst kleinste Insekten mühelos aus der Falle befreien.

Aber Spinnen sind geduldige Wesen. Auf das Frühstück können sie verzichten, und in zwei, drei Stunden, wenn die Sonne die nächtlichen Feuchtigkeitsreste verdunsten hat lassen, sind die dekorativen Kunstwerke alle wieder verschwunden. Nur wenn man sich ihre Position gemerkt hat, sieht man sie noch, denn auf der Lauer liegen ihre Schöpfer natürlich immer noch. Nur die Netze sind jetzt wieder unsichtbar und funktionstüchtig.

Nicht immer sitzt in der gewebten Falle übrigens eine Spinne. Manchmal schützt das Netz auch nur die Nachkommen, wie man am Kokon der Wespenspinne auf dem letzten Bild erkennen kann.

Kein Freund zum Essen

Veränderliche Krabbenspinne auf Phlox

Als Schmetterling muss man auf vieles Aufpassen, wenn man zum Essen geht. Dieser Dickkopffalter hier musste sich beispielsweise mit einem lästigen Fotografen und einer deutlich gefährlicheren Essensbekanntschaft gleichzeitig herumschlagen. Für mich ergab sich dadurch ein Überraschungseffekt. Gerade hatte ich noch den Falter im Sucher, plötzlich war er weg, und stattdessen betrat die von mir gänzlich übersehene Veränderliche Krabbenspinne die Bühne.

Sie schien ein Fan von Hannibal Lecter zu sein, aber der Dickkopffalter teilte ihren Filmgeschmack nicht und flog davon. Es wird ein anderer Freund zum Essen kommen.

Der erste Faden im Spinnennetz

Streckerspinne im Netz

Freunde der Arachnophobie kann ich beruhigen: Der Wikipedia-Beitrag zur Riesenkreuzspinne vermerkt, dass diese Art nur in Süd- und Südosteuropa vorkommt. In Kärnten gibt es zwei Inselpopulationen in den Gailtaler Alpen und in den Karawanken in trockenwarmer Lage auf mittlerer Höhe.

2019 hatten wir ein Exemplar in unserem Garten. Das Tier hat vergleichsweise kurze Füße, aber der Hinterleib ist deutlich größer als bei anderen europäischen Spinnen. Wirklich beeindruckend ist aber ihr Netz.

Es ist immer schwierig, räumliche Anordnungen und Dimensionen auf Fotos korrekt wiederzugeben, aber das Netz der Riesenkreuzspinne misst ungefähr einen Meter im Durchmesser, und selbst mit einer Körpergröße von einem Meter 80 muss man den Kopf in den Nacken legen, wenn man es betrachten möchte. Der oberste Querfaden verbindet Bäume, die drei bis vier Meter auseinander stehen, und wenn es beschädigt wird, baut die Spinne über Nacht an einer anderen Stelle ein neues Rad.

Wie sie den ersten Faden über die lange Distanz gespannt hat, konnte ich leider nicht beobachten, aber aus der Sendung mit der Maus weiß man, wie die Tropische Seidenspinne das macht. Sie klettert auf der einen Seite hoch, heftet den Faden fest und schleppt ihn dann unten herum auf die andere Seite. Schwer vorstellbar, dass unsere Spinne mit dieser Methode erfolgreich war. Unter dem Netz wachsen die Himbeeren, und in denen hätte sie sich wohl hilflos verfangen.

Die Streckerspinne auf den nächsten Bildern hat ihr Netz gleich direkt über dem Wasser errichtet, fast einen Meter vom Teichufer entfernt, und sie kann nicht übers Wasser laufen wie die Dunkle Wolfsspinne.

Es muss also noch eine andere Methode geben. Im Gegensatz zur Tropischen Seidenspinne läuft hier nicht die Spinne auf die andere Seite mit dem Faden im Schlepptau, sondern der Faden wird zuerst in den Wind gesponnen, bis er sich auf der anderen Seite verfängt. Die Spinne läuft dann hinterher und verstärkt den dünnen Erstfaden mit zusätzlichen Fasern. Auf BBC Earth kann man sich ansehen, wie eine kleine Spinne in Madagaskar ihr Netz sogar über einen 25 Meter breiten Fluss spannt.

Von der Gartenkreuzspinne gibt es Berichte, dass sie sich ebenfalls auf den Wind verlässt, um ihren Faden auf die andere Seite zu bekommen, und so wird es wohl auch unsere Riesenkreuzspinne gemacht haben. Viel Wind braucht sie dafür gar nicht. Es reicht, wenn sie zunächst einen höheren Punkt wählt, den Faden schräg nach unten über den Zwischenraum gleiten lässt und dann auf die selbe Ebene hinunter klettert, bevor sie auf ihrer Seite die Verankerung vornimmt. In jedem Fall ist dafür ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen notwendig, um den vorprogrammierten Bauplan an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen.

Das ganz normale Bienensterben

Wespenspinne

Im Sommer ist der ganze Garten voller Honigbienen. Sie sind auffälliger und vielleicht auch zahlreicher als die Wildbienen. Als Generalisten sind sie nicht anspruchsvoll und plündern, was gerade blüht – von der wilden Möhre über den Klee bis zum Buchweizen. Vor allem die Küchenkräuter haben es ihnen angetan. Deren Aroma schätzen sie genauso wie wir.

Wir haben Glück, unser Garten liegt in der Mitte des Dorfes, die nächsten Felder mit möglicher Spritzmittelbelastung sind ein paar hundert Meter entfernt, und auch unsere Nachbarn halten nicht viel von Chemie im Garten. Hinzu kommt, dass es immer noch Imker in der Gegend gibt, die sich diese Arbeit antun, und so sind die Bienen bei schönem Sommerwetter allgegenwärtig.

Die Bedeutung dieser Tiere fällt einem dann besonders auf, wenn man sieht, wie viele Fressfeinde sie haben. Zwischen den Oreganoblüten hat sich eine wohlgenährte Wespenspinne breit gemacht. Diese Art ist eigentlich auf Grashüpfer spezialisiert. Sie spannt ihr Netz dafür knapp über dem Boden. Die Exemplare in unserem Garten lassen aber keinen Zweifel daran, dass sie auch Bienen schmackhaft finden und die wehrhafte Beute geschickt in Proviantkokons packen können. Mit Vorliebe bewachen sie dazu Kräuterbeete oder Brombeerblüten. Sie wissen genau, wo die Bienen hinsteuern.

Wespenspinne