Die übliche Besucherfrage zum Gartenteich lautet: Sind da auch Fische drin? Die richtige Antwort müsste lauten: Nur im Sommer, und sie haben Füße.
Molchlarven sind wunderliche Zwischenwesen. Im Gegensatz zu den Kaulquappen bekommt man ihre Anfangsphase nicht mit. Erst ab Juni, wenn die erwachsenen Tiere den Teich verlassen haben, sind die Jungen plötzlich überall. Dieses Jahr sind es besonders viele, und es gibt sie in allen Größen von zwei bis sechs Zentimeter.
Die kleineren bewegen sich gern mit vorsichtigen Schritten über den Boden. Sie möchten weder gefressen noch von ihrer Beute frühzeitig entdeckt werden. Mit zunehmender Größe werden sie dann dreister und schwimmen frei schwebend durchs Wasser. Die ökologische Nische der Fische besetzen sie dabei problemlos: Sie sind nicht nur genauso gefräßig, sondern auch schnelle und geschickte Schwimmer.
Als Zwischenwesen mit Ruderschwanz und Füßen wirken sie halbfertig. Stammesgeschichtlich gesehen sind sie aber die erste Weiterentwicklung der Fische auf dem Weg aus dem Wasser. Die Füße sind quasi ein zusätzliches Gadget, und so können sie beides: Schwimmen wie ein Fisch und später schreiten an Land. Nur springen können sie nicht. Das bleibt den Fröschen und Kröten vorbehalten, die dafür aber den Schwanz ablegen mussten.
Am wunderlichsten wirken für mich immer diese hellrot leuchtenden Außenkiemen. Jeder Fisch hat da einen Kiemendeckel drüber. Bei den Amphibien konnte die Evolution sich anscheinend nicht ganz entscheiden, ob sie in zusätzliche Schutzmaßnahmen investieren soll. Schließlich sind die Kiemen ja nur vorübergehend und verschwinden bei den erwachsenen Tieren wieder. Die Kaulquappen der Froschlurche haben in den ersten Tagen auch Außenkiemen, später befinden sich diese aber hinter einer Abdeckung, wie man auf den folgenden Fotos von Grasfroschlarven sehen kann:
Bei den Molchlarven bleiben die Kiemen immer sichtbar. Wahrscheinlich sind diese vom Blut geröteten Büschel gar nicht so lebenswichtig, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Molche atmen auch über verschiedene andere Organe wie Haut und Rachenhöhle. Die artenreichste, hauptsächlich in Amerika beheimatete Gruppe der Schwanzlurche heißt nicht nur „Lungenlose Salamander“. Ein entsprechendes Atmungsorgan sucht man bei diesen Tieren vergeblich.
So ein ganz kleines Bisschen beneide ich dich um deinen wunderbaren Teich mitsamt Inhalt … 😉
Aber das wäre Jammern auf hohem Niveau, andere Leute haben gar keinen. Ich will mal zufrieden sein 🙂 🙂
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Es ist gut so, dass nicht alle Teiche gleich sind. Im Grunde genommen schauen die Bilder von deinem Teich meinem sehr ähnlich. Ich glaube, wir haben die gleiche Sorte Seerosen, und auch der Rest der Bepflanzung ist ziemlich gleich. Ich hatte nur von der Familie die Auflage, dass auch ein Platz zum Schwimmen sein muss, und das verträgt sich nicht mit Fischen. Außerdem wohnen wir in einer Amphibiengegend, was ich nicht gedacht hätte. Mich wundert jedes Jahr, wie viele Lurche auftauchen.
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Unser Teich ist recht klein, ich schätze mal 4 m lang und max. 2 m breit. An der tiefsten Stelle 1.20 m, mehr oder weniger mit einem Blick überschaubar. Es ist unheimlich erholsam, am Teich zu sitzen und dem ganzen Gewusel zuzuschauen 🙂
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Das ist uns irgendwie genetisch einprogrammiert. Wir schauen gern aufs Wasser. Ich muss auch jeden Tag mehrmals vorbei gehen und ins Wasser schauen, wenn ich frei habe.
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Da ich selbst auch zahlreiche Molche im Teich habe, beantwortet dein Beitrag doch einige Fragen, die mir allerdings erst so richtig beim Lesen bewusst wurden. Vielen Dank dafür!
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Freut mich, wenn es anregend war. Ich finde, die Molche zählen zu den faszinierendsten Tieren, die sich im Teich finden. Nur schade, dass die erwachsenen Tiere so viel scheuer sind.
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Lediglich wenn sie im Frühjahr aus den Löchern der Treppe zu unserem Keller herauskommen und es nicht schaffen die Treppe wieder herauf zu kraxeln, die sie im Spätherbst (?) hinab gelangt sind, lassen sie sich gut betrachten. Sie sind dann noch sehr unbeweglich und ich trage sie dann zum Teich.
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Kellerbereiche scheinen sie im Herbst magisch anzuziehen. Ich habe letztes Jahr einen gefunden, der es irgendwie hinein geschafft hat. Da er sich noch bewegt hat, habe ich ihn wieder hinaus getragen.
Im Moment entferne ich mit dem Kescher Schlamm vom Teichboden. Unbeabsichtigt erwische ich dabei auch Libellen- und Molchslarven, die ich dann mit der Hand wieder ins Wasser werfe. Dabei kann ich sie ganz gut betrachten und bei der momentanen Größe auch die Bergmolche schon von den anderen unterscheiden. Wenn man sie nicht fangen will, erwischt man sie ganz leicht.
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Oh man, was wir als Kinder in den Tümpeln Kaulquappen gesammelt und in Weckgläsern in der Schule beobachtet.
Das kommt mir in Erinnerung als ich Deine Bilder sah.
LG Bernhard
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So sollte es eigentlich auch sein, weil in einer naturbelassenen Gegend sollte der Anteil, den die Kinder zum Beobachten entnehmen, gar nicht fehlen. Heute darf man Gräben und feuchte Wiesen trocken legen, aber wenn man mit dem Kescher Kaulquappen fürs Aquarium sammelt, muss man strenge Auflagen beachten. Ich bin froh, dass sich bei uns am Teich nach ein paar Jahren diese Fülle eingestellt hat. Das bringt auch mir Erinnerungen an früher zurück.
Liebe Grüße, Richard
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Einen schönen guten Abend. Ich habe eine Frage: Können Molchlarven auch in einem Aquarium überleben? Falls ja, wie sollte man dieses Aquarium einrichten? Beste Grüsse!
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Da gibt es zwei Antworten: Der Aquarianer würde ja sagen, der Jurist nein. Früher gab es in jeder Zoohandlung Axolotl zu kaufen. Das sind mexikanische Querzahnmolche, die im Larvenstadium verharren. Das heißt, man kann sie in einem Aquarium halten und braucht kein Terrarium. Ich hatte nie welche, aber Haltung und Zucht sollen nicht schwierig sein. Auguste Duméril hat sie um 1865 in Paris zum ersten Mal vermehrt.
Man braucht allerdings Lebendfutter. Da die heimischen Molchlarven nur im Frühjahr leben, sollte die Organisation von Mückenlarven etc. möglich sein. Im Sommer brauchen sie dann ein Landteil, wenn sie die Metamorphose abschließen. Molche stellen keine hohen Ansprüche ans Fortpflanzungsgewässer, denen reicht ein kleiner Tümpel, also ist auch beim Aquarium das Futter wichtiger als die Einrichtung.
Juristisch gilt aber die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Für die Entnahme von Amphibien aus der Natur braucht man eine Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde. Das gilt auch für wissenschaftliche Untersuchungen.
Liebe Grüße, Richard
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