Neulich war es mir vergönnt, eine Höckerschwanfamilie beim Ausflug mit ihren Jungen zu beobachten. Die stolzen Eltern hatten nicht viel Mühe, die sechs Kücken diszipliniert zusammen zu halten.
Die meiste Zeit waren die Jungen nämlich damit beschäftigt, sich im Fressen zu üben. Fleißig tauchten sie Pflanzenteile nach oben. Manchmal blieb was am Schnabel hängen wie bei Loriot, aber bis zum Heiratsantrag wird das sicher noch besser.
Es sind idyllische Bilder, aber die Wirklichkeit sah eher so aus wie auf dem nächsten Foto unten. Nur die Gesichter der anderen Fotografen habe ich mit dem Weichzeichner unkenntlich gemacht.
Die Besucher im Floridsdorfer Wasserpark haben sich übrigens alle an das Fütterungsverbot gehalten, und die Schwäne haben die Umstehenden komplett ignoriert. Es waren einfach nur parallele Familienausflüge zweier Spezies, die zufälligerweise den gleichen Ort ansteuerten.
Aber es geht noch besser. Die folgenden Fotos sind von heute Morgen. Seit Tagen beobachte ich Höckerschwäne mit drei Jungen am Donaukanal auf der Höhe des ersten Bezirks, also direkt im Zentrum. Das Männchen sitzt meist abseits, aber das Weibchen hat sich mit den Küken einen Platz direkt neben dem Rad- und Gehweg ausgesucht.
Manche Radfahrer machen einen Bogen, andere fahren direkt an den Schwänen vorbei. Fast im Minutentakt bleiben Fußgänger und Radfahrer stehen, um ihre Handys zu zücken und ein Foto zu machen. Ich habe auch schon beobachtet, dass Passanten die Jungen vor Spaziergängern mit Hunden abgeschirmt haben, während das Muttertier einmal nicht direkt daneben war.
Den Schwänen macht der ganze Trubel nichts aus. Sie sind mehr als nur Kulturfolger, sie haben sich quasi selbst domestiziert. Dass sie die Scheu vor den Menschen komplett verloren haben, scheint ihnen im Kampf um die Brutplätze einen Vorteil zu verschaffen, und dafür nehmen sie das Risiko durch den Radverkehr und die Hunde in Kauf.
Ganz schön viel los, bei euch!
Ist bei den Schwänen vermutlich wie bei den Menschen: Der eine liebt den Trubel, der andere will seine Ruhe 🙂
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Das Witzigste daran sind eigentlich die Menschen. Viele bleiben stehen und machen Fotos. Und ich habe Fotos von Menschen gemacht, die Fotos machen. Was die Schwäne wohl von uns denken?
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😀
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Das Gegenüberstellen der Idylle des Bildausschnitts mit der Umgebung ist frappierend.
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Gell? Ich wollte die Fotos eigentlich nicht verwenden. Die waren nur fürs Archiv gedacht. Ich habe mich schon umgedreht zum Fahrrad und die Kamera in den Rucksack gepackt, und dann habe ich die Leute dort stehen gesehen und mir gedacht, das ist fast das bessere Foto.
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Der Mensch als Mit-Spezies 🙂
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Ja, der Bildausschnitt verändert alles. Manchmal muss ich auch ganz schöne Verrenkungen machen, damit mir niemand ins Bild rennt.
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Das liegt an der Anzahl der Menschen. Je mehr wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einem wer ins Bild rennt.
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Ist gut so. So bleiben sie uns wenigstens erhalten, denn sie passen sich den Menschen an.
Umgekehrt kann man wohl nicht erwarten 😦
Coole Aufnahmen!
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Danke. Das hast du schön gesagt. Die Natur ist deutlich lern- und anpassungsfähiger als wir. Kaum zu glauben, dass wir von hier sind.
Aber, das mit den Schwänen auf der Kanalpromenade macht auch was mit den Menschen. Die machen nicht nur Fotos, die nehmen auch Rücksicht und weichen aus. Es gibt noch Hoffnung.
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