Das Große Ochsenauge ist ein Schmetterling, den ich normalerweise ignoriere, wenn ich mit der Kamera durch den Garten gehe. Es hat sich in den letzten Jahren bei uns zum häufigsten Schmetterling entwickelt und diesbezüglich dem Kohlweißling längst den Rang abgelaufen. Wie so oft läuft man dem Seltenen hinterher und übersieht, was man täglich vor der Nase hat. Mittlerweile haben wir aber so viele Ochsenaugen im Garten, dass sie sich schon aufgrund ihrer Menge wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit drängen.
Früher war die Beobachtung einer Schmetterlingspaarung etwas Besonderes. Beim Großen Ochsenauge sehe ich fast jeden Tag Exemplare, die dafür sorgen, dass es nächstes Jahr wahrscheinlich noch mehr von ihnen geben wird. Die Fotos in diesem Beitrag stammen alle vom letzten Wochenende, und es war nicht immer dasselbe Paar, das ich mit der Kamera von Rastplatz zu Rastplatz gescheucht habe.



Diese Art scheint in vielen Regionen vom Klimawandel zu profitieren. Noch wichtiger sind aber die zahlreichen Wieseninseln, die ich im Garten stehen lasse. Die Raupen des Großen Ochsenauges ernähren sich von Gräsern, und sie sind dabei nicht anspruchsvoll. Wenn man gewisse Stellen nur einmal im Jahr mäht, dann reicht ihnen das schon.
Von früh bis spät flattern die Schmetterlinge knapp über dem Boden oder in den Sträuchern. Bei der Paarung sind sie fast leichter zu fotografieren, weil sie in der Bewegung gehandikapt sind. Zwischendurch müssen sie aber auch Nahrung aufnehmen, und dann gibt es die Gelegenheit für ein schönes Portrait.

Wenn Allerweltsarten zahlreicher werden, dann ist das nicht unbedingt ein beruhigendes Signal für die Artenvielfalt. Auf der einen Seite werden manche Schmetterlinge immer mehr und auf der anderen viele Arten immer weniger. Ich habe an diesem Wochenende aber auch vereinzelte Landkärtchen, Zitronenfalter und andere gesehen. Fotografieren wollte ich diesmal nur die Ochsenaugen. Sehr schön machen sie sich zum Beispiel mit Weichsel im Hintergrund.

Es heißt, dass Schmetterlinge früher in vielen Regionen massenhaft vertreten waren. Beim Ochsenauge bekomme ich einen kleinen Einblick, wie das funktioniert haben kann. Jeder Falter auf den obigen Fotos hat seine Raupenphase in einem Garten mit Nistkästen von Blaumeisen, Kohlmeisen und Hausspatzen überstanden. Von den anderen Vogelarten, die in den umliegenden Hecken nisten und meiner Aufmerksamkeit oft entgehen, ganz zu schweigen. Trotzdem haben sich diese Schmetterlinge durchgesetzt und sorgen jetzt dafür, dass es nächstes Jahr wieder zahlreiches Proteinfutter für die Jungvögel geben wird, und mir macht das eifrige, paarweise Flattern ganz nebenbei gute Laune.












