Zu Beginn dieses Beitrags muss ich mich für die Qualität der Fotos entschuldigen. Sie werden, um es diplomatisch zu formulieren, der Wirklichkeit, wie ich sie erlebt habe, nicht gerecht. Es gibt aber weltweit auch nur eine Handvoll Spezialisten, die perfekte Fotos von Fledermäusen hinbekommen, und die arbeiten dann mit Lichtschranken und dressierten Tieren in speziell ausgeleuchteten Zelten, denn Fledermäuse sind klein, schnell, wendig und nachtaktiv – vier überzeugende Gründe, die jeden vernünftigen Menschen davon abhalten sollten, eine handelsübliche Kamera auf sie zu richten.
Dabei sind die Tiere nicht immer nur in der Nacht unterwegs. Meine erste Begegnung mit Fledermäusen am Tag hatte ich dieses Jahr am 25. Februar unter einer Brücke am Donaukanal. Zwei Exemplare waren offensichtlich gerade erst aus dem Winterschlaf erwacht und jagten in der Abendsonne nach Insekten. Außer mir nahm niemand von ihnen Notiz. Selbst mit der Kamera konnte ich die Aufmerksamkeit der Passanten nicht auf die Fledermäuse lenken. Dafür entdeckte ich dann zu Hause auf den Fotos eine schwarze Silhouette. Nicht wirklich aufregend, aber mehr als ich bei dieser Distanz und Geschwindigkeit erwartet hatte.
Dass in unserem Garten fast täglich Fledermäuse zu Gast sind, habe ich in einem anderen, fotolosen Beitrag schon einmal erwähnt. Über dem Wasser und zwischen den Obstbäumen gibt es immer was zu holen. Wir – also die Fledermäuse und ich – sind dabei gleichermaßen Gewohnheitstiere. Während sie in der späten Abenddämmerung eine halbe Stunde durch den Garten kreisen, sitze ich da und sehe ihnen zu. Also, wirklich viel sehe ich im Finstern nicht, aber mit der Zeit erkennt man die immer wiederkehrenden Flugrouten und kann das eine oder andere Bild gegen den noch nicht ganz dunklen Himmel erhaschen. An lauen Sommerabenden ist das genau das richtige, um nach einem langen Tag wieder zur Ruhe zu kommen.
Ich wusste deshalb am Samstag Nachmittag genau, was da zwischen den Obstbäumen flattert, als ich um die Ecke kam. Ein bisschen überrascht war ich aber, dass die Fledermaus in Wirklichkeit nicht schwarz ist, sondern rotbraun. Und der Körper ist mit Fell überzogen und nicht glatt. Außerdem kann man ihr bei Tageslicht mit dem Blick folgen und verliert sie nicht ständig aus den Augen, zum Beispiel, wenn sie abtaucht und ganz knapp über das Wasser gleitet, um zu trinken. Ich wünschte wirklich, ich hätte das fotografieren können, denn ich verstehe nicht, wie sie es macht, bei diesen Flügelschlägen nicht ins Wasser einzutauchen.
Scheu war sie auch nicht, flog manchmal ganz knapp an mir vorbei. Und dann ging mir durch den Kopf: Natürlich, sie hat mich ja auch in der Nacht immer gesehen. Für sie ist die Situation nicht neu, nur ich habe im Dunkeln nicht so genau mitbekommen, wie nahe sie sich herantraut.
Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei. Auch in der Nacht ist das so die Zeitspanne, die sie braucht, um die meisten Insekten abzufangen. Aber wir beide sind ja, wie gesagt, Gewohnheitstiere, und so habe ich einfach am Sonntag mit meiner Kamera noch einmal gewartet. Pünktlich um vier wiederholte sie ihren Besuch. Dass es ein Weibchen ist, vermute ich, weil unser Igel einen ähnlichen Rhythmus an den Tag legte, sobald die Aufzucht der Jungen mehr Muttermilch und damit auch zusätzliche Energie erforderte. Am Nachmittag absolvierte die Igelmutter dann immer eine Extrarunde ums Haus auf der Suche nach Fressbarem.
Ich glaube übrigens, dass Fledermäuse öfters auch untertags herumfliegen. Wir nehmen sie nur nicht wahr, weil uns der Blick dafür fehlt. Alles, was aussieht wie ein großer, schneller Schmetterling, der kaum gleitet, immer flattert und die Richtung wechselt, sollte man sich genauer ansehen, es könnte eine Fledermaus sein. Zum Schluss habe ich noch eine Bewegungsstudie zusammengestellt, damit man sich die Flugbewegungen vorstellen kann. Der Ablauf ist halt in Wirklichkeit siebenmal schneller, wenn ich den Angaben des Kameraherstellers vertrauen kann.
Und wer einen Fotoapparat dabei hat, sollte die Filmempfindlichkeit hochdrehen und die Verschlusszeit möglichst kurz halten. Dann könnten eure Aufnahmen leicht besser werden als meine, das habe ich nämlich vergessen.