Neulich wollte ich am Nachmittag in den Garten, um die Sonne zu genießen, da sitzt vor mir ein Eichelhäher auf dem Boden. Ich also zurück ins Haus, mit den Schuhen unauffällig durchs Wohnzimmer – aus China habe ich gehört, dass sich Frauen nach zwei Monaten Quarantäne gern scheiden lassen, das will Mann nicht riskieren – ich greife mir die Kamera vom Schreibtisch, zurück durchs Wohnzimmer – hier gehört wieder einmal aufgewaschen – durch die Tür ins Freie, und da sitzt überraschenderweise noch immer der Eichelhäher und wartet.
Der Vogel bearbeitet eifrig eine Walnuss und lässt sich dabei nicht stören. Laut hörbar hämmert er mit dem Schnabel auf die Schale ein. Die Nuss muss aus einem seiner Depots stammen, denn ich füttere schon seit einiger Zeit nicht mehr. Was da vor mir abläuft, ist gleichsam das Ergebnis jahrtausendelanger Evolution: Der Baum hat seine Samen mit immer härterer Schale haltbar gemacht. Das macht sie für den Eichelhäher als Vorräte attraktiv. Und weil er nicht alles verbraucht, was er im Herbst versteckt hat, wachsen rundum zahlreiche Nussbäume weit weg von ihren Vorfahren. Symbiose pur.
Zum Hamstern muss man aber auch geboren sein. Bei mir funktioniert das gar nicht. Wenn mein Kühlschrank doppelt so voll ist, heißt das nicht, dass die Vorräte doppelt so lange halten – ich fresse einfach nur mehr. Das kann dem Eichelhäher auch passieren, im Gegensatz zu mir nimmt er aber nicht zu. Sein Organismus arbeitet auf einem Temperaturniveau, mit dem unsereiner zur Zeit besser nicht aus dem Haus gehen sollte, und sein Körper verbrennt die fette Kost sofort wieder. Für Vögel wäre Übergewicht aber auch eine wirklich schlechte Idee.