Der Trampelpfad

In unserem Garten, gleich neben dem Teich, dort wo es zum Zaun geht, ist ein kleiner Trampelpfad. Es lohnt nicht, hier ein Foto zur Verfügung zu stellen, weil er auf Fotos kaum zu erkennen ist. Wenn man daneben steht, sticht er einem hingegen sofort ins Auge. Das ist der Vorteil des dreidimensionalen Sehens. Dieser Pfad ist vielleicht zehn Zentimeter breit und führt zielgenau zu einem kleinen Loch im Zaun, das dort schon seit Jahrzehnten besteht und hinter der Hecke verborgen ist.

Die Katzen benützen den kleinen Pfad, wenn sie am Boden und somit unentdeckt bleiben wollen. Notfalls könnten sie auch über den Zaun klettern. Die Igel hingegen sind bei ihren nächtlichen Streifzügen auf diesen Zaundurchgang angewiesen, und ich bin sicher, dass auch andere Tiere des Nachts diesen Pfad benutzen, nur sind sie geschickt genug, um sich dabei nicht beobachten zu lassen.

Unser Zaun ist auch an anderen Stellen durchlässig. Entweder weil ihn wer untergraben hat, die Maschen aufgetrennt sind oder der Draht nicht mehr straff genug gespannt ist. Für viele Tierarten sind alte, schadhafte Zäune ein Segen. Noch besser sind Hecken ohne Zäune. Das Revier eines männlichen Braunbrustigels kann bis zu einem Quadratkilometer groß sein,*) mit einem kleinen, dicht eingezäunten Garten fängt er nichts an. Wer Igel schätzt, sollte also für geeignete Durchgänge sorgen.

Bevor Sie jetzt zur Drahtschere greifen, empfiehlt sich allerdings ein klärendes Gespräch mit den Nachbarn. Die könnten Ihre Tierliebe als Sachbeschädigung auffassen. Bedenken sollten Sie auch, dass in manchen Fällen ein mit einer Mauer abgegrenztes Grundstück ein Rückzugsort sein kann. Wenn Sie hier die Möglichkeit für regen Durchzug schaffen, stören Sie vielleicht andere Arten.

Wissen, was war

Der Blick auf die ursprüngliche Natur ist uns heute in vielfacher Hinsicht verstellt. Ob dort, wo heute ein Maisfeld ist, früher ein Moor, eine Wiese oder ein Auwald war, lässt sich kaum feststellen. Und auch wenn es nicht die Intention eines Gartens sein kann, die ursprüngliche Landschaft genau nachzubilden, so hilft es doch, ungefähr zu wissen, was einmal war.

Manchmal geben Ortsnamen einen Hinweis. Ein Ort in unserer Nähe heißt auf slowenisch Suha, was trocken bedeutet. Der Ort daneben, ein paar Meter tiefer gelegen, heißt Moos – früher ein Synonym für Moor. In einer Gegend, wo die Orte solche Namen tragen, wird früher Wasser viel stärker das bestimmende Element gewesen sein. Die feuchten Wiesen und Teiche wurden zurückgedrängt, aber man kann davon ausgehen, dass Reste dieser Welt noch vorhanden sind, und mehr als anderswo könnte sich die Anlage eines Teiches lohnen.

Um zu verhindern, dass man beim Gärtnern die Natur gegen den Strich kehrt, lohnt sich jedenfalls ein Blick auf die alten Orts- und Landschaftsnamen.