Ein Laichgewässer

Was Frosch sich als geeignetes Laichgewässer aussucht, ist nicht immer das, was Mensch sich darunter vorstellt. Das folgende Foto zeigt auf den zweiten Blick ein Gewässer, wie es dem Laubfrosch gefällt.

Biotop und Schwimmbad

Mit „auf den zweiten Blick“ meine ich, es ist nicht unser Gartenteich im Vordergrund. Der ist seit vielen Jahren besiedelt und voller Fressfeinde. Hier würde keine Kaulquappe erfolgreich das Licht der Welt erblicken, sondern maximal das finstere Innere einer Libellenlarve.

Gemeint ist das graue Schwimmbecken der Nachbarn im Hintergrund. Anfang Mai machten sich hier zwei Männchen lautstark bemerkbar. Laubfrösche bekommen schon am Ende der Metamorphose die typischen Haftscheiben und sowohl die Elterntiere als auch der zukünftige Nachwuchs können am Kunststoffrand problemlos aus- und einsteigen. Was die Frösche nicht berücksichtigten: Das naturbelassene, bodenbedeckende Wasser ist nur die Winterfüllung. Zur Laichzeit im Mai wird hier geputzt und dann gechlort. Für die verirrten Laubfrösche wäre das normalerweise das Ende ihrer diesjährigen Nachwuchsplanung.

Nicht so in dieser Geschichte. Hier wanderten die beiden Männchen kurzerhand zum Nachbarn über den Zaun, wobei der Nachbar meines Nachbarn überraschenderweise ich selber bin.

Laubfrösche

Aber was macht man als verantwortungsbewusster Amphibienbademeister, wenn man zwei Laubfrösche geschenkt bekommt? Tut man diese in das bislang verschmähte Biotop?

Nein, man lässt die beiden Kletterer am nächsten Baum wieder frei, wie in einem anderen Beitrag schon gezeigt. An der Salweide gibt es zum Beispiel immer reichlich Insektenfutter. Daneben habe ich aus alten Brettern und einem Folienrest ein improvisiertes Laichgewässer gebastelt.

Improvisiertes Laichgewässer

Schön ist anders, und dass man mich wegen solcher Aktionen rundum und familienintern für leicht verrückt hält, verschweigen wir hier einfach, denn Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntlich nahe beisammen. Nur der Erfolg macht den Unterschied, und der sieht so aus:

Laubfroschlaich

Der linke Laubfroschlaich ist zwei Tage alt, der rechte drei. Noch einen Tag später kann man bereits die Larvenform erkennen:

Laubfroschlaich

Im Gegensatz zu anderen Froschlurchen sind die Eier sehr klein. Die Länge der Larven beträgt am Anfang kaum drei Millimeter. Auffällig ist auch die helle Farbe. Die Kaulquappen dunkeln später nach, während sie bei anderen Froschlurchen meist von Anfang an schwarz sind. Auf der Aufnahme gut zu erkennen ist der Dottersack, von dem sich die frisch Geschlüpften in den ersten Tagen ernähren, bevor sie anfangen herumzuschwimmen.

In dem kleinen, improvisierten Laichgewässer reifen in den nächsten Wochen zirka 300 junge Laubfrösche heran, wenn ich mich nicht verschätzt habe und sie durchkommen. Alles, was es dafür braucht, ist mehr oder weniger nur ein altes Planschbecken. Dann müsste der Laubfrosch überall dort, wo naturbelassene Gärten und Grünraum mit Laubbäumen und Insekten als Nahrungsangebot vorhanden sind, nicht auf der Roten Liste stehen. Die Tiere sind jedenfalls anpassungsfähiger, als man glaubt.

17 Kommentare zu „Ein Laichgewässer

    1. Danke! Und ein Weibchen muss auch noch in der Nähe gewesen sein, also waren es mindestens drei. Ich habe ja, ehrlich gesagt, selbst nicht geglaubt, dass es funktioniert, aber ein paar stecknadelkopfgroße Kaulquappen wuseln in dem Minitümpel herum. Und die beiden Männchen quaken irgendwo in einem Nachbargarten, aber nur am Abend und nicht schlimm laut.

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  1. Das Geheimnis sind die fehlenden Freßfeinde? Oder brauchts auch noch bestimmte Tiefe und/ oder bestimmte Lichtverhältnisse?

    Ich frage, weil in meinem Teich Molche und Libellenlarven sind, die Frösche (egal welche) aber nur als erwachsene Sommergäste. Aber ich hätte da ja noch mein Zinkwannen-Sumpfbeet und meine Emailschüssel, beide nicht von Freßfeinden bewohnt, aber trotzdem auch nicht als Laichgewässer genutzt, obwohl die vorhandenen (wahrscheinlich Teich-)frösche erwiesenermaßen dort rein- und rauskommen.

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    1. Also, Teichfrosch und Kleiner Wasserfrosch waren bei mir im Teich immer nur einsame Rufer. Da hatte ich auch keinen Erfolg. Und das mit dem Laubfrosch hat mich sehr gewundert. Ich hätte selber nicht gedacht, dass es funktioniert.
      Er braucht jedenfalls ein sonniges Gewässer. 15 bis 20 Zentimeter Tiefe haben gereicht. Es heißt in der Wikipedia, das Gewässer sollte 100 Quadratmeter haben. Unserem haben drei gereicht. Ich vermute aber, da gibt es noch einen anderen kleinen Teich in einem Nachbargarten in der Nähe. Da haben sie sich in einem gewissen Abstand positioniert und im Chor gegackert. Ich vermute, das ist der Grund gewesen. Die sitzen mit Abstand, damit die Weibchen die Rufe unterscheiden können und sich dann den besten aussuchen. Ist aber alles nur Kaffeesud lesen. Vielleicht war ja alles nur Anfängerglück. Und der Hauptgrund war natürlich, dass der Grundwasserspiegel in den letzten Jahren sinkt. Einige Gewässer rundum sind trocken, und jetzt suchen sie nach Alternativen. Da nehmen sie wahrscheinlich auch Atypisches.

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      1. Laubfrösche hhab ich hier erst ein einziges Mal gesehen, und das dürfte an die 10 Jahre her sein. Ich würde nich auch über Teichfroschnachwuchs freuen – aber nuja, der Teich und jetzt die Zinkwanne haben schon einige neue Tiere angelockt, as ist auch ohne Kaulquappen schön. Wie auch immer – herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs!!

        🐸

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      2. Danke! Das mit den Kaulquappen wird bei euch auch noch. Die Funktion eines Kleingewässers ändert sich ja meiner Meinung nach über die Jahre ständig. Mal sind sie für die einen ideal, dann für die anderen. Und: Laubfrösche habe ich dieses Jahr zum ersten Mal gesehen. die kannte ich bislang nur aus dem Fernsehen.

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  2. Wie schön, dass dir kurzfristig etwas eingefallen ist. Ich hätte vermutlich erstmal auf dem Schlauch gestanden und sie dann in der Nähe eines Kleingewässers hier freigelassen.

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    1. Ich bin da auch nicht so fürs Spontane beim Denken und wäre sicher auch auf dem Schlauch gestanden. Unter Zeitdruck geht das nicht. In diesem Fall war es Antizipation. Am Donnerstag am Abend habe ich sie zum ersten Mal gehört. Am Sonntag zu Mittag hat mich der Nachbar gefragt, ob die beiden in unserem Teich Asyl bekommen könnten. Dazwischen hatte ich zweieinhalb Tage Zeit und da ist mir das mit der Folie und den Brettern als meiner Meinung nach bessere Lösung eingefallen. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Die sind ja noch so klein, kaum fünf Millimeter, da kann noch viel passieren. Man kommt erst mit den Jahren drauf, wie in der Natur alles zusammen hängt.
      In ein passendes Gewässer bringen, ist, glaube ich, eine gute Idee. Ich wüsste in der Nähe ein Laichgewässer, wo ich sie hingebracht hätte, weil ich dort in den letzten Jahren immer Laubfrösche gehört habe, aber das ist dieses Jahr trocken. Das ging nicht.

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  3. Bei dir darf man Frosch sein – Laubfrosch, das ist toll!

    Das Belächeln der Familie wird ihr schon Vergehen, wenn der (Natur)Erfolg dir recht gibt. Ein Lob für deinen tollen Einsatz!

    Man darf also gespannt sein, was sich da entwickelt.

    Liebe Grüße,

    SyntaxiaSophie

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  4. Deine Verrücktheit ist mir sehr sympathisch und mir gefallen schnelle und praktische Lösungen. Spannend ist tatsächlich wieder mal, was wir für gut erachten und wie die Tiere das sehen 😉 Gut, daß der Nachbar dich angesprochen hat. Um den Nachwuchs wäre es wirklich schade gewesen. Von 300 möglichen Exemplaren kommt bestimmt nur ein Bruchteil durch, aber jeder Laubfrosch, der es schafft, ist doch ein Sechser im Lotto 🙂 Wie schön! Wenn das mit deinem neuen Laichgewässer klappt, würde das tatsächlich zeigen, wie wenig es eigentlich braucht, um Laubfröschen zu helfen (abgesehen vom passenden Nahrungsangebot). Ich bin jedenfalls begeistert 🙂

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    1. Danke! Ich denke bei aller Bescheidenheit auch, das habe ich ganz gut gemacht. Ist aber sicher auch Glück gewesen. Es wird schon noch andere Parameter brauchen als nur ein kleines Planschbecken, aber die waren offensichtlich erfüllt, und vielleicht gibt es eine Chance, das in den nächsten Jahren zu etablieren – wenn der Bruchteil, der durchkommen wird, reicht.

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      1. Jetzt habe ich aber Druck. 😉 Nein, Spaß beiseite, ich werde mich bemühen. Früher hätte ich versucht, einen Teil im Aquarium aufzupäppeln. Meine Erfahrung mit Erdkröten war aber, dass die dort zwar alle durchkommen, aber deutlich langsamer wachsen. Ich lasse sie, wo sie sind. Noch sehe ich welche. Mal schauen, wie es ausgeht.

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