Sonntags wird gebetet

Gottesanbeterinnen kommen eigentlich aus dem Süden, und sie mögen es im Frühjahr warm. 500 Meter über dem Meeresspiegel sind ihnen dafür fast schon ein bisschen zu hoch, deshalb sind sie bei uns wirklich selten. Dieses Exemplar flog um die Mittagszeit an mir vorüber und erregte so meine Aufmerksamkeit.

Korrekt müsste man wahrscheinlich Gottesanbeter sagen, denn der geschickte, kontrollierte Flug, die zierliche Gestalt und die drei deutlich abgesetzten Ocellen auf der Stirn deuten darauf hin, dass es sich bei diesem Exemplar um ein Männchen handelt.

Falls es um diese Jahreszeit schon seine Gene weitergegeben hat, dann hatte es Glück. Viele Männchen sind nach der Paarung nicht mehr so munter. Sie werden von den Weibchen gern gefressen. Das mag für das einzelne Individuum tragisch sein, erhöht aber die Chancen, dass die Art erhalten bleibt. Schließlich kann das Weibchen die zusätzliche Nahrung gut gebrauchen, um möglichst viele Eier zu produzieren. Männchen, die sich beim Paarungsakt als Snack anbieten, geben deshalb ihre Gene mit einer höheren Wahrscheinlichkeit weiter.

Fluchtdistanz hatte das abgebildete Exemplar keine, stattdessen machte es jedes Mal, wenn ich mich mit der Kamera näherte, die üblichen Fangbewegungen, die den Tieren ihren Namen geben. Ich ließ mich aber nicht erwischen, machte meine Fotos und verzog mich dann wieder, um das Insekt nicht weiter bei der Jagd zu stören.

7 Kommentare zu „Sonntags wird gebetet

  1. Wie hübsch sie ist, mit den roten Akzenten. In Neusiedl am See waren sie in den Sommern ständig im Garten zu Gast, aber ihre Färbungen waren dezenter, am ehesten beigegrün. Ich erinnere mich allerdings auch eher an Weibchen mit deutlich eigeschwollenen Hinterleibern. Ein bisschen vermisse ich diese interessanten Gartengäste.

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    1. Ja, in den warmen Niederungen sind sie häufig. Ich vermisse die hier auch ein bisschen. Im Wiener Becken bei Wiener Neustadt hatten wir die oft. Selbst in Wien, mitten in der Stadt, sind sie manchmal unterwegs. Hier in Kärnten ist es die zweite Gottesanbeterin, die mir unterkommt. Und auch noch so eine hübsche.

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      1. Gerade habe ich, durch deinen Beitrag angeregt, nachgeschaut, ob in Norddeutschland schon mal welche gesichtet wurden und bin auf die erstaunliche Tatsache gestossen, dass sie sich offenbar in Brandenburg wohlfühlen. Wenn die Erwärmung so anhält, muss ich womöglich gar nicht mehr so lange warten, bis der Ostwind vielleicht mal welche hier in die Gegend trägt.

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      2. Das glaube ich auch. Es wird nicht mehr lange dauern, dann findest du sie auch im Garten. Die Gottesanbeterin ist ja wanderfreudig und hat sich von Afrika nach Norden ausgebreitet. Das kleine Stück bis zu dir schafft sie schon noch.

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      3. Der Landkrei Lüchow-Dannenberg grenzt an den Brandenburgischen von Perleberg, und im rund 170 km entfernten Berlin hat man sie schon zu Beginn der Zweitausenderjahre entdeckt. Das kann schnell gehen.

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    1. Ja, bei den Spinnen gibt es Arten, da haben die Männchen deutlich mehr Pech und werden fast alle gefressen. Die Männchen der Gottesanbeterin kommen öfter davon. Laut Wikipedia werden bei der Europäischen Gottesanbeterin nur 30 Prozent gefressen.

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