Kleiner Wasserfrosch, Teichfrosch und Seefrosch

Seit etwas mehr als einem Monat ist die Zahl der Amphibienarten in unserem Garten fast schon fellinesk: Achteinhalb sind es noch nicht aber zumindest sieben und eine halbe.

Die Wasserfrösche oder Grünfrösche, wie sie auch heißen, sind heikel zu bestimmen. Es gibt den Kleinen Wasserfrosch, den deutlich größeren Seefrosch und alles dazwischen nennt man Teichfrosch. Zwischen den Arten gibt es Übergänge und Abstufungen, und seit Mitte der 1960er-Jahre weiß man auch warum. Damals entdeckte der polnische Zoologe Leszek Berger, dass der Teichfrosch streng genommen gar keine eigene Art ist, sondern eine Hybridform aus Kleinem Wasserfrosch und Seefrosch.

Bislang hatten wir nur Kleine Wasserfrösche am Gartenteich, irgendwann im September stellte sich aber der erste Teichfrosch ein. Der Zeitpunkt war insofern schon ein erster Hinweis für die Bestimmung, als Teich- und Seefrösche manchmal im Wasser überwintern, während die Kleinen Wasserfrösche dafür das Land bevorzugen.

Hinzu kommt der Größenunterschied. Unser Teichfrosch ist gut ein bis zwei Zentimeter länger als die Kleinen Wasserfrösche, und dieses Exemplar ist auch noch ausgesprochen wohlgenährt. Während der Winterpause wird er nicht verhungern. Die meiste Zeit sitzt er regungslos am Wasser und frisst, was vorbeikommt. Davon wird ein Frosch bei uns leicht satt, und er verbraucht kaum Energie.

Obwohl 50 Prozent der Gene gleich sind, erkennt man Unterschiede, wenn man sich den Kleinen Wasserfrosch und den Teichfrosch im Porträt gegenüberstellt.

Der Kleine Wasserfrosch hat eine goldfarbene Iris, beim Teichfrosch überwiegen die dunklen Einsprengsel. Hinzu kommen braune Zeichnungen auf Kopf und Rücken, wo der Kleine Wasserfrosch hauptsächlich grün ist.

Zum Schluss stelle ich dem Kleinen Wasserfrosch noch das Bild eines Seefroschs aus dem Archiv gegenüber. Er hebt sich von Teichfrosch und Kleinem Wasserfrosch schon allein durch seine Größe und die oft bräunlich gefärbte Haut deutlich ab.

Ein Unterschied zeigt sich auch in der Färbung der Schallblasen. Beim Kleinen Wasserfrosch sind sie hellweiß, beim Seefrosch leicht gräulich. Sobald man die Schallblasen sieht, kann man übrigens sicher sein, dass man einen der drei Wasserfrösche vor sich hat, denn nur bei diesen sind sie in Mitteleuropa seitlich angeordnet.

17 Kommentare zu „Kleiner Wasserfrosch, Teichfrosch und Seefrosch

  1. Der kleine Wasserfrosch sieht ein bisschen aus wie Kermit. Gut beschrieben. Die Unterschiede sind wirklich nicht leicht zu erkennen. Also heißt es nächstes Frühjahr: Schau mir in die Augen , Kleiner.

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  2. „einen der drei“ passt auch noch gut zum Fellinesken, finde ich.
    Die irritierenden Variationen der Teichfrösche sind mir bei uns auch schon begegnet, je bräunlicher, desto verwirrender. Dein Artikel erklärt sehr gut in Wort und Bild, wieso.
    Ich hoffe, deine Froschbesetzung überwintert erfolgreich! 🐸

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    1. Danke! Mal schauen, wie er sich macht. Gestern ist er noch ins Wasser gesprungen, als ich vorbei gegangen bin. Mitte Oktober heißt das wohl, dass er vorhat, hier zu überwintern. Ich betrachte das ein bisschen mit gemischten Gefühlen. Größer heißt ja auch lauter, aber einer alleine sollte gehen. Solange sie nicht im Chor singen, sind sie lieb.

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      1. Ich bin mit quakenden Fröschen im Gartenteich aufgewachsen, es kann schon nerven, aber ich empfand den einen immer eher als Störenfied, weil es dazwischen leise war. 🙄🐸

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      2. Danke für die Info. Vielleicht ist das der Grund, warum quakende Frösche in der Stadt akzeptiert sind. Ich kenne Teiche in Wien, in Parks und in Gärten, da ist das Quaken Teil der allgemeinen Geräuschkulisse und geht unter.

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    1. Danke! Wenn ich die Amphibien nicht im Garten hätte, würde ich mir mit den Sichtungen auch schwer tun. Es werden leider weniger. Desto mehr muss man sich freuen, wenn man mal welche findet. Und Kröten sind ja auch was. 😉
      Liebe Grüße
      Richard

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  3. Ich habe ja gleich den ersten Satz gegoogelt 😀
    „fellinesk“
    Erster Treffer: eine zweiseitige Erläuterung.
    zweiter Treffer: im Stile der Filme von Federico Fellini

    Damit gebe ich mich dann jetzt auch zufrieden, es scheint etwas Abstruses zu sein 😀

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    1. Vielleicht sind meine Assoziationen nicht immer nachvollziehbar: Fellinis neunter Film hieß achteinhalb, otto e mezzo, weil er an einem Film nur mitgearbeitet, nicht Regie geführt hat. Und eine halbe neue Art erinnerte mich irgendwie an Fellini, aber der Titel sette e mezzo ist eh nicht suchmaschinenoptimiert. Vielleicht benenne ich das um, weil nicht für alle nachvollziehbar.

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      1. Das ist eine Top-Erklärung, Richard! ❤️ Blogleser wissen mehr, da haben wir es wieder!
        Benenne das nicht um, das ist mit Titel, dem Gedanken dahinter und der Erklärung absolut stimmig!
        Ausserdem: Ich hätte weder gegoogelt noch nachgefragt, wenn eh alles klar gewesen wäre. Will sagen: Entweder wissen das deine Leser – oder sie fragen. Und wer nichts von beidem, der nimmt es hin.
        Also alles perfekt 🙂

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