Eine Italienerin am Fenster

Unser Kellerfenster übt auf Amphibien eine starke Anziehungskraft aus. Vor allem die Molche suchen hier im Herbst nach einem warmen Platz zum Überwintern. Leider zwängen sich ein paar kleinere Exemplare immer wieder durch die Lüftungsschlitze, und im Keller ist es für sie zu warm und zu trocken. Also wird regelmäßig kontrolliert.

Am Sonntag in der Früh wurde ich fündig. Ein Alpen-Kammmolch saß vor dem Kellerfenster und wollte weggebracht werden. Die Art heißt auch Italienischer Kammmolch, und die jungen Weibchen haben oft eine auffällige, gelbe Rückenlinie.

In Deutschland galt die Art früher als stark gefährdet. Mittlerweile ist sie von der Roten Liste wieder verschwunden. Nicht, weil sie sich so gut vermehrt hat, sondern weil man nach neuester Einschätzung der Meinung ist, dass sie so hoch im Norden nie heimisch war. In Südkärnten sind die Tiere hingegen häufig. Ich sehe die Larven immer im Gartenteich. An Land sind mir diese Meister des Versteckens bislang aber noch nicht begegnet. Kaum habe ich mich zwei Minuten weggedreht, um zu schauen, ob die ersten Fotos was geworden sind, da war sie auch schon wieder verschwunden, die kleine Italienerin.

17 Kommentare zu „Eine Italienerin am Fenster

  1. Hübsch, dieser gelbe Streifen.
    Schade, dass von der Roten Liste verschwindet, was als ursprünglich nicht heimisch eingestuft wird. Es ist mit dem Klimawandel nicht unbedingt zeitgemäss, Anwesenheit und Verschwinden nach solchen Kriterien zu bewerten, als wäre das dann „gut“.

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    1. Ja, die Kriterien für die Rote Liste sind manchmal schon witzig. Als gebe es nur invasive Arten und nicht auch natürliche Ausdehnungen von Verbreitungsgebieten. In diesem Fall vermutet man allerdings, dass nördliche Auftreten der Alpen-Kammmolche immer Hybride sind.

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      1. Um so interessanter, finde ich, denn das wäre ja eine dauerhafte Anpassung der Arten, und, wie ich finde, durchaus etwas Hoffnungbereitendes, miterlebbare Evolution, womöglich.

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    1. Scheint im Süden gar nicht so selten, wenn man Wikipedia glaubt. Anfangs war der Molch wie paniert in Staub und ganz unscheinbar. Dann habe ich den gelben Streifen gesehen und mir gedacht: Der ist aber schön. LG Richard

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  2. Die gibt es hier nicht, aber hoch im Norden gibt es auch Kammmolche. In Hamburg habe ich einen Kurs über Waldökologie gemacht. Der fand Anfangs statt im Niendorfer Gehege. Das kleine Gebäude hatte im Außenbereich einen Mini-Teich. Ich sah das was aus dem Augenwinkel und fragte: „Sind da Kammmolche drin?“ Der Ausbilder: “ Nee, hier doch nich!“ Später haben wir in dem Loch getümpelt und das erste was rauskam waren drei fette Kammmolche. 😮 Der Ausbilder: “ Achherrje, jetzt muss das Niendorfer Gehege einen ganz neuen Schutzstatus bekommen!“ 😄

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    1. *lol*. Ja, die sind sehr unauffällig, diese Molche. Wir haben sicher drei verschiedene Arten im Teich, aber es fällt schwer, die auseinanderzudividieren und zu bestimmen. Ich kann dem Ausbildner das nachfühlen, dass er nicht gewusst hat, was in seinem Teich ist. Es ist meist mehr als man glaubt.

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    1. Die Evolution hat das später eh wieder korrigiert. Nur die jungen Weibchen haben am Anfang diesen Streifen. Ich habe in den letzten Wochen mit dem Kescher Schlamm vom Boden geholt. Die mitgefangenen Molchslarven habe ich wieder zurück getan. Da sind mir natürlich die mit dem gelben Rückenstrich auch aufgefallen, aber im Wasser sieht man das kaum. Zwischen Herbstlaub fallen sie auch nicht auf. Der gelbe Strich ist dezenter als es auf den Fotos aussieht.

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  3. Die sind wirklich schick 🙂 Wo ist denn der Norden? Ich las von einer Population in einem Waldgebiet hier, habe aber noch nie welche gesehen. Allerdings ist der Begriff Norden ja dehnbar. Und wie Puzzle sagt, der Klimawandel bringt einige Veränderungen mit sich. Egal wie, schön, wenn es davon viele gibt!

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    1. Mit Norden war ursprünglich der Südrand Bayerns gemeint. Man meint allerdings jetzt, dass das vielleicht Hybride gewesen sind. Dafür muss man aber glauben, was in der Wikipedia steht.
      In Kärnten sind die jedenfalls häufig, das kann ich persönlich bestätigen, weil die ausgewachsenen Weibchen auffällig groß sind und daher auch bei kurzem Auftauchen leicht erkennbar.

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      1. Haha, ja, von dir / euch aus gesehen fängt der Norden schon weitaus früher an. Da fühlen wir uns noch lange nicht angesprochen 😉 Das sind dann noch weit größere Abstufungen, was die Ausbreitung angeht. Ich muß mal gucken, ob sich noch was zu dem Thema finden läßt. Ich nehme aber auch Hybride 😉

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      2. Ja, alles eine Frage der Perspektive. Kilometermäßig ist es ja nicht so überwältigend, aber die haben die Alpen dazwischen gebaut, und das zieht sich, wenn man den Autobahntunnel nicht findet. 😉
        Es geht aber auch in die andere Richtung: Fadenmolche haben wir angeblich keine.

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      3. Oh, von denen habe ich noch nie gehört. Wer weiß, wie die das machen. Schwarz fahren vielleicht 😉 So wie die Südliche Eichenschrecke, die sich gerne an Autos heftet, haha.

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