Wenn einem Mitte März im Garten ein stattlicher Falter vor die Füße fliegt, den man noch nie gesehen hat, weiß man zweierlei: Diese Art ist selten und sie überwintert als Imago. Zunächst zählt aber jede Sekunde, denn ohne Foto ist so eine Sichtung nur der halbe Spaß. Und tatsächlich hält es den Neuzugang nicht lange auf dem noch winterdürren Salbei. Nach drei hektischen Aufnahmen hat sich der Schmetterling genug aufgewärmt und erhebt sich über Nachbars Hecke wieder in die Luft.

Das Exemplar war groß, kaum kleiner als ein Schwalbenschwanz. Da kann das Bestimmen nicht schwer sein. Einmal durch Bellmanns Insektenführer geblättert, und die Sache ist geklärt: Der Trauermantel fliegt in einer Generation von Ende Juli bis in den Juni. Er überwintert also als fertiges Insekt. „Ziemlich selten“, steht auch da. Na, sag ich’s doch.
Der Name erklärt sich dadurch, dass Trauerkleidung früher helle Ränder hatte. Der Flügelsaum ist ursprünglich gelb, aber die Farbe ist nicht beständig und bleicht im Winter aus. Raupen und Falter bevorzugen Birken, manchmal auch Weiden. Beides wäre in unserem Garten eigentlich vorhanden, ich mache mir aber wenig Hoffnung, dass wir zwei uns noch einmal begegnen. Der Trauerfalter ist ein Wanderer und bevorzugt feuchte Laubwälder. Ich bin schon froh, dass mir zur Erinnerung ein Foto gelungen ist. Schön war er. Trotz hohen Alters unversehrte Flügel. Was will man mehr. Uns bleibt quasi Paris – oder halt der Garten im März 2021.