Neulich habe ich einer Leserin dieses Blogs gegenüber gemeint, dass ich den urbanen Lebensraum und sein vielfältiges Freizeitangebot sehr schätze. Worauf sie gesagt hat: „Wieso? Ich dachte, du sitzt in deiner Freizeit immer nur am Teich und beobachtest die Tiere.“
Das hat mich auf den ersten Blick ein bisschen geschockt, auf den zweiten aber auch gefreut, weil es zeigt, dass sogar ein Blog wie dieser in der Lage ist, ein literarisches Ich hervorzubringen, das wenig mit der Realität zu tun hat. Ich bin reine Fiktion!
Vor ein paar Tagen sitze ich also wie gewohnt am Teich und beobachte das muntere Treiben, da fällt mir eine Libelle auf, die sich komisch bewegt. Es ist eindeutig ein Weibchen, das ablaicht, aber es scheint so, als könnte sie sich nicht entscheiden, wie sie vorgehen soll. Zuerst fliegt sie knapp über dem Wasser auf und ab und macht Wurfbewegungen wie ein Plattbauch, dann setzt sie sich in der Mitte des Teichs auf ein Seerosenblatt und sticht mit dem Hinterleib unter die Wasseroberfläche wie eine Große Königslibelle, und zum Schluss tut sie das Gleiche in einem Moospolster am Teichrand, wie es für die Blaugrüne Mosaikjungfer typisch ist.

Ich bilde mir ein, die Braune Mosaikjungfer schon letztes Jahr am Teich beobachtet zu haben, aber diesmal legte sie an der Dachrinne des Schuppens eine Pause ein, und so konnte ich sie fotografieren und eindeutig bestimmen. Da hat sich die viele Zeit, die ich mit Naturbeobachtung verbringe, wieder einmal gelohnt.
Es heißt, dass diese Art ihre Eier sehr spät legt und die Larven erst im nächsten Jahr schlüpfen, was wohl nicht immer stimmt, denn das gezeigte Exemplar habe ich am 13. August fotografiert, und das ist für Großlibellen ein normaler Zeitpunkt. Verallgemeinernde Aussagen sind in der Naturbeschreibung eher mit Vorsicht zu genießen, weil die Natur bekanntlich flexibel ist. Es gibt noch viel zu beobachten.
Natur- und andere Beobachtungsbeschreibungen sind hier im Zusammenhang mit Vorstellungen, die mensch sich eben subjektiv von Gelesenem macht, ganz passend zusammengeführt.
Ich werde nie vergessen, wie ich mich vor vielem Jahren mit einem Blogbesucher aus NRW darüber auseinandersetzen musste, dass meine (damalig beschriebene) Tageslänge am Neusiedler See weit südöstlich von seinem Aufenthaltsort gelegen tatsächlich anders sei und da stand lediglich ein Fakt gegen eine unreflektierte Vorraussetzung durch das Gefühl von empfundener Nähe, keine Persönlichkeitszuschreibung.
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Wundert mich nicht, dass du deinem Blogbesucher die Unterschiede in der Tageslänge nicht erklären konntest. Wenn ich von Wien nach Kärnten fahre, ist der Tag eine Viertelstunde länger, umgekehrt eine Viertelstunde kürzer, und ich kann mir das nicht einmal selber erklären. Da kann die Wissenschaft machen, was sie will, tief im Inneren bleibt die Erde für uns eine Scheibe. 😉
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🤣
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Immerhin hast Du ein Leitthema. Meiner ist chaotisch und spiegelt, jetzt wo ich aufräume doch ziemlich genau meine Lebensumstände wieder. In Hamburg hatte ich nur einen Balkon und habe relativ viele Ausflüge gemacht und verschiedene Naturschutzgebiete besucht. So lange ich in Köln festgenagelt war, ging es in ziemlich engem Rahmen weiter: viel Garten etwas Aikido, selbst geschriebene Gedichte, Radiowerbung und ein paar Ausflüge, die ich mir quasi gestohlen habe. Erst ab 2017 kamen dann wieder Radreisen, Besuche bei Freunden, die weiter weg wohnen, und Reisen ins Spiel (Unterbrochen von Covid und dem bösen K) Ich wundere mich immer, dass da Leute folgen, die mich nicht persönlich kennen, denn am Anfang – Sommer auf Holnis – habe ich nur für Freunde gebloggt.
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Einheitliches Chaos ist auch ein Leitthema. Deine Ausflüge haben den Vorteil, dass man gut folgen kann, ohne selber hinfahren und CO2 verschwenden muss.
Dass Leute den Blog finden, die man nicht kennt, wundert mich auch immer, aber ich merke in der Statistik auch große Veränderungen. Da scheinen seit ein paar Wochen einzelne Besucher auf, die alles abgreifen. Das kann nur KI sein. Die bereitet dann die Inhalte für jeden individuell auf, und das mit den Blogbesuchern hat sich.
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Du kannst merkwürdige „Abonnenten“ auch sperren. Ich musste das bisher nicht oft machen, nur mal mit einer militanten Veganerin, die meinte, meinen Blog zuspammen zu müssen. Es gibt aber auch immer mehr Likes von Seiten, die mit meinen Themen überhaupt nichts zu tun haben. Die nehme ich bei Gelegenheit mal raus.
Anfangs hat WordPress angezeigt, nach welchen Stichworten die Leute gesucht haben, die bei mir gelandet sind. Das fand ich immer sehr amüsant. Schade, dass es das nicht mehr gibt. Oder ich finde es einfach nicht mehr.
Der Herr, der immer die Briefträgerin vögeln wollte, hat bei mir zwar sowohl eine Briefträgerin (Statue in HH) als auch viele Berichte von Vögeln gefunden, aber ich glaube nicht, dass ihn das befriedigt hat. Er sucht nicht mehr. Vielleicht hat er eine Postbotin gefunden.
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😂 Ja, so Suchabfragen gehen manchmal in die Irre. WordPress kann diese Suchbegriffe nicht mehr anzeigen, weil Google sie nicht mehr weitergibt. Da muss man sich in der Search-Console (https://search.google.com/search-console) einen Account ziehen und die Seite verknüpfen. Dann sieht man dort die Suchbegriffe.
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Oh, die Diskussionen kenne ich, alle Jahre wieder zur Uhrumstelllung. „12.00 „Normalzeit“ steht die Sonne im Zenit!11!“ Nö, nur in Greenwich-Village. Schon die Tatsache, dass in Berlin die Sonne eine halbe Stunde früher aufgeht als in Köln überfordert viele und wenn ich dann noch erwähne, dass ich In Hamburg im Winter eine Stunde weniger Tageslicht hatte als in Köln, glaubt mir das kein Mensch.
Berlin Sonnenaufgang 5.50 Sonnenuntergang: 20.29
Köln Sonnenaufgang 6.21 Sonnenuntergang: 20:50
Hamburg Sonnenaufgang 06:01 Sonnenuntergang 20:45
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Ganz genau so ist das. Oder wenn man zu erklären versucht, dass man gerade anderes Wetter hat, als nur „ein paar Kilometer weiter“ …
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Unglaublich schön!
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Danke!
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„Da hat sich die viele Zeit, die ich mit Naturbeobachtung verbringe, wieder einmal gelohnt.“
Das ist ja auch meine Erfahrung!
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Ja, die Zeit, die man investiert, lohnt sich oft. Manchmal sind es aber auch Zufallsfunde, die genauso schön sind, aber kaum Zeit kosten.
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Diese Zufallsfunde erlebt man aber nur deswegen, weil man viel unterwegs ist.
Ich fand vor Monaten eine Wanze, die bisher nur einmal in DE gesichtet wurde. Und das deswegen, weil ich auf einem Waldweg beim Entlanggehen gezielt immer auf den Rand schaute.
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Über solche Funde freue ich mich auch immer besonders. Die Natur hat schon viele Überraschungen zu bieten, und ich glaube, es schauen immer noch zu wenige genauer hin.
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Die allermeisten nicht.
Durch meine Eingaben beim Naturschutzbund bekomme ich ab und an Rückmeldungen von Experten. Das zeigt, daß die Beobachtungen an sich wertvoll sind.
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Da ich Google und Google Maps ehr bewusst nicht nutze, ist es mir das nicht wert.
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