Zwei Doppelhaushälften

Wie bei vielen staatenbildenden Insekten überwintern auch bei den Französischen Feldwespen nur die Königinnen. Zu Beginn des Jahres tun sich mehrere zusammen und gründen ein neues Nest. Im Laufe des Frühjahrs übernimmt dann eine dieser Königinnen die Führungsrolle, die anderen schließen sich den Arbeiterinnen an und geben das Eierlegen auf.

Jahr für Jahr bildet sich so ein Nest unter dem Deckel unseres Gastanks. Das ist quasi der Stammplatz dieser Feldwespen. Von hier haben sie es nicht weit zum Gartenteich, um bei zunehmender Hitze Kühlwasser zu holen. Zur Dokumentation hebe ich den Deckel einmal im Sommer hoch und mache ein Foto. Das folgende Bild ist vom 23. Juli des letzten Jahres:

Französische Feldwespe Nest

Dieses Jahr hat sich die Taktik geändert. Bei meinem Kontrollblick fand ich zwei ziemlich gleich große Nester nebeneinander. Anfang Juli sah das so aus:

Französische Feldwespe Nest

Die Anlagen entwickelten sich parallel. Von Konkurrenz schien keine Spur. Mittlerweile neigt sich die Saison dem Ende zu. Jetzt schlüpfen keine Arbeiterinnen mehr, sondern Männchen und Weibchen für die nächste Generation, und im Laufe des August hat sich das Gleichgewicht verschoben. Das linke Nest wird vernachlässigt, der Betrieb auf der rechten Seite hat sich verdoppelt.

Französische Feldwespe Nest

Dass diese beiden Staaten nicht unabhängig voneinander agieren können, ergibt sich schon durch die räumliche Nähe. Hier herrscht kein Streit, sondern harmonisches Miteinander. Sobald in einem Bau die Bruttätigkeit nachlässt, widmen sich die Arbeiterinnen der Aufzucht bei den Nachbarn. Die doppelte Anlage sorgt jetzt dafür, dass die stärkere Königin mehr Personal zur Verfügung hat, um die nächste Generation mit Futter zu versorgen.

Da die Französischen Feldwespen ihre Nester im Frühjahr immer als Kooperation zwischen mehreren Königinnen gründen, ist diese Doppelhausvariante nur eine logische Weiterentwicklung, um bei günstigen Bedingungen mehr Nachkommen hervorzubringen.

21 Kommentare zu „Zwei Doppelhaushälften

    1. Genauer gesagt: Laut Wikipedia frisst die stärkste Königin so lange die Eier der anderen, bis diese das Legen aufgeben. Es ist quasi dezente Überredungskunst, weniger eigener Entschluss. 😉

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  1. Lieber Richard, ich bin fasziniert von der Vielfalt an Leben, dass Du in Deinem Garten entdeckst. Ein bisschen neidisch war ich auch. Jetzt kann ich halb mithalten: Über meiner Terrassentür haben Wespen (gewöhnliche Wespen, keine französischen) eine Wabe gebaut. Die Wabe vom vorigen Jahr ist noch daneben, unbewohnt. Es sind friedliche GesellInnen. Kann es sein dass sie eine Art sind, die in Österreich vorkommt? Wobei das keine Aussage über die österreichische Mentalität sein soll. Heute hat mich eine gestochen, als ich einen Karfiol erntete und sie auf meinem Ellbogen saß. Ich wollte sie wegblasen, dann stach sie mich, Schwedenbitter half sofort. Liebe Grüße der gruene Daumen.

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    1. Danke für das Kompliment. Ich wundere mich auch immer, dass ich noch etwas Neues entdecke. Wespen gibt es übrigens der Wespen viele, und nur die wenigsten (die Gemeine und die Deutsche) sind lästig. Such mal nach Sächsischer Wespe, ich glaube, das ist das, was du über der Terassentür hast (so es frei hängt). Schade, dass sie dich gestochen hat, aber ohne Allergie ist es zwar schmerzhaft aber harmlos und geht vorbei.
      Liebe Grüße, Richard

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  2. Das ist ja interessant und mir noch nie begegnet, obwohl ich im Garten bzw. unter dem Dachüberstand verteilt auch immer wieder solche kleinen Nester beherberge.

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    1. Also, wenn ich sagen würde, dass ich das schon mal gesehen habe, müsste ich lügen. Das kann Zufall sein, vielleicht ist es auch eine neue Taktik, um den Platz und das Nahrungsangebot auszunützen, aber jedem Fall ist es neu. Da war in all der Zeit immer nur ein Nest. Man lernt halt nie aus.

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  3. Jetzt musste ich erstmal nachgucken – französische Feldwespen – nie gehört!
    Es erklärte sich aber mit einem Namenswirrwarr: ich kannte sie als „gallische“, aber offiziell heißen sie neuerdings „Haus-Feldwespe“ *seufz*
    Die habe ich in diesem jahr zum allerersten mal bei mir gesehen, aber nur suchend (gut zu erkennen an den runterhängenden Beinen im Flug). Ein Nest hab ich leider nicht gefunden.
    Spannend, was Du hier geschrieben hast!!

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    1. Ich drück mich um diese genaue Definition, weil ich zwar genaue Fotos vom Gesicht habe aber die Unterschiede zwischen der Gallischen und der Haus-Feldwespe für meine Formerkennung zu gering sind. Ich denke, es ist die Haus-Feldwespe, aber bei uns im Süden könnte auch die Gallische einwandern. Macht aber auch nicht wirklich einen Unterschied, was das Verhalten betrifft, vermute ich.
      Wenn du sie am Teich beobachtest, wie sie Wasser holen, dann sollten sie damit anschließend ziemlich direkt Richtung Nest fliegen. Ich habe schon versucht, Ihnen andere Nistplätze anzubieten, aber die lieben die Hitze unterm Blechdeckel.

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      1. Ja, das ist echt doof mit dem Namenswirrwarr. Bei uns gibts bisher erst die „alte“, deshalb hatte ich mir Teil 2 des Chaos (daß eine ANDERE jetzt „gallische“ heißt, garnicht gemerkt und jetzt erst, frisch verwirrt von DeinerAntwort, nochmal nachgelesen 🤭

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      2. Die Logik, warum man einen Namen, der gerade frei wird, weil man eine Art umbenennt, dann sofort für eine andere Art verwendet, hat sich mir auch nicht ganz erschlossen. 😉

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    1. Naja, ob wir soweit aus unserer Haut können? 😉 Man muss dazusagen, dass die Tierchen extrem friedlich wirken. So, als könnten sie keiner Fliege was zuleide tun. (Dabei würden sie die an ihre Jungen verfüttern.)
      Ich vermute ja, dass die Gründerinnen alle Schwestern waren und im Vorjahr an der gleichen Stelle zur Welt gekommen sind. Wundern tut mich der perfekte Abstand. Am Anfang ist das Nest ja viel kleiner.

      Liebe Grüße, Richard

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  4. Das ist ja höchst spannend, so ein Doppelnest. Tolle Fotos. Vielleicht fanden sie es so nett beieinander, daß sie gleich angebaut haben 🙂 Bei mir ist es umgekehrt: sie kommen eigentlich immer zum Wasser holen, aber ihr Nest muß irgendwo am Dach sein, daß konnte ich noch nie ausmachen. Dieses Jahr haben sie sich allerdings zurückgehalten, aber es war ja auch eher nass im Hochsommer. Sie raspeln aber gerne mal Holz oder jagen Raupen und für diesen Service stehe ich gerne zur Verfügung.

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    1. Altholz liegt bei uns auch in der Nähe. Wasser haben sie dieses Jahr auch bei uns weniger geholt, weil es nicht so heiß war. Ich sehe am Teich immer wieder aber auch welche, die in eine andere Richtung fliegen. Es gibt sicher rundum weitere Plätze, die ihnen taugen.

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