Es gibt viele Gründe, den Botanischen Garten in Wien zu besuchen. Genauso zahlreich wie die Menschen, die hier an einem schönen Herbstnachmittag spazieren gehen, ist wahrscheinlich auch ihre Motivation. Aber egal, ob man sich für die Sukkulenten interessiert, die Laub- und Nadelgehölze, die anderen systematisch angeordneten Pflanzengruppen aus aller Welt oder den acht Meter hohen Bambushain, der hier seit dem 19. Jahrhundert wächst – am Ende machen die meisten Besucher das gleiche: Sie locken und fotografieren die zahlreich vorhandenen Eichhörnchen.
Dabei ist das gar nicht so einfach. Man kommt zwar relativ nah an die Tiere heran, denn die meisten von ihnen nehmen Nüsse aus der Hand, aber zum Verweilen haben sie keine Zeit. Sie sind gestresst und ständig damit beschäftigt, ihre Schätze zu vergraben und vor der Konkurrenz zu verstecken.
Meinen Walnussvorrat habe ich bewusst zu Hause gelassen. Ich will nicht wissen, wie viele Bäume die Eichhörnchen jedes Jahr an unerwünschter Stelle im Botanischen Garten pflanzen. Die flinken Tiere sind fleißige Gärtner und richten in der wohlgeordneten Systematik sicher viel Chaos an. Die menschlichen Gärtner haben mit den Eichhörnchen nicht nur deshalb wenig Freude, denn die Tiere suchen im Winter auch nach der vergrabenen Nahrung, und das eine oder andere Gewächshaus wird dabei regelrecht umgeackert.
Betrieben wird der Botanische Garten von der Universität Wien. Er ist in erster Linie Lehr- und Forschungsstätte. Untertags ist er im zweiten Verwendungszweck ein frei zugänglicher Park mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Den Tieren steht er natürlich ganztags zur Verfügung, und so leben hier auch Fuchs und Marder, die in der Nacht dafür sorgen, dass die Eichhörnchen nicht überhand nehmen.












