Der 15. August war dieses Jahr ein Samstag. In der Früh habe ich Fadenalgen und Pflanzen aus dem Teich entfernt. Das mache ich selten, weil man immer jede Menge Getier erwischt, wenn man das Grünzeug rauszieht, aber gegen Ende des Sommers ist vergleichsweise wenig los, und dann geht das.
Plötzlich habe ich eine Erdkröte zwischen den Fingern. Ich zucke zurück, weil solche Funde oft tot sind, und das ist eklig, aber diese hier lebt noch und hat ein Männchen im Rücken sitzen. Zumindest kommt es mir so vor, aber bevor ich mir die zwei genauer ansehen kann, sind sie auch schon abgetaucht.
Am Nachmittag habe ich Brombeeren geerntet. Ich mache das vom Schlauchboot aus, weil die Ranken mittlerweile so weit übers Wasser ragen, dass man anders nicht rankommt. Und da sind sie wieder, die Erdkröten. Vielleicht ist es auch ein anderes Pärchen. Ich hole mir schnell das Tablet, und diesmal gehen sich ein paar Fotos aus, aus kürzester Distanz. Auf dem einen sieht man noch eine Brombeere im Wasser schwimmen, die Blätter sind von der Seekanne. Der Sommer geht zu Ende, und die Kröten tun so, als wäre März.
Ich suche im Netz nach einer Erklärung, finde aber nichts. Warum machen die das? Probesitzen? War ihnen die Hauptsaison zu überlaufen? Das Wasser im Frühling zu kalt? Oder machen die das – ich traue mich gar nicht, es zu formulieren – einfach nur so zum Spaß?
Nach über einer Woche kann ich sagen: Abgelaicht haben sie nicht. Sie haben quasi aufgepasst, dass der Storch nicht kommt. Aber wirklich schlau werde ich aus diesem Verhalten nicht. Ich habe schon letztes Jahr Ende Juli eine männliche Erdkröte im Teich fotografiert. Und Paarungsrufe habe ich diesen Sommer auch vereinzelt gehört. Kann sein, dass die das öfter machen? Im Frühjahr zur Arterhaltung und im Sommer, weil einmal im Jahr selbst einer Kröte nicht reicht? So ein Lurch hat halt auch seine Gefühle!
Vielleicht müssen die auch üben.
Bei Käfern habe ich auch schon endlose Versuche beobachten können. Ich denke, ein hormonelles System wird ihnen ad hoc anzeigen, daß die zufällige Position dann richtig ist.
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Eine Probe wird es wohl sein. Früh übt sich. Es scheint immer ein bestimmtes Männchen im Teich zu sein. Das schaut nächtens nach Partnerinnen aus. Und diesmal hat es anscheinend eine gefunden. Wäre interessant zu wissen, ob die sich dann unter all den Kröten im Frühjahr auch wieder zusammen finden. Aber leider schauen die für mich alle gleich aus. Wer weiß, ob die sich selber unterscheiden können. 😉
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Wenn die Natur es sinnvoll fände, könnten sie sich wiedererkennen. Jedwede Vorkehrung ist ja im Tierreich schon mal erfunden worden 🙂
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Denkbar ist es, dass sie sich identifizieren können. Die Reviere sind ja sicher auch in der Nähe, also werden sie sich öfter über den Weg laufen. Wäre logisch, dass man weiß, wer in die Gegend gehört und wer Eindringling ist.
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Probesitzen wie sonntags im Möbelhaus.
Oder tatsächlich ein klimabedingt ausgelöstes Experiment der Natur für eine an neue Klimaverhältnisse angepasste Zukunft, in der vielleicht während einer trockenen und daher mageren Sommerphase ein Ruhepäuschen gemacht, und dann schnell noch einmal der Versuch für eine weitere generation versucht wird, die sich in warmen Wintern vielleicht besser ernähren kann als früher? Ich denke schon, dass es solche aussergewöhnlichen Versuche sind, die immernoch Evolution geschehen lassen.
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Möglich. Ich habe für den Beitrag extra noch gewartet, und bislang habe ich keinen Laich gefunden. Das heißt aber nichts, weil der Teich ja deutlich zugewachsener ist als im Frühling. Theoretisch würde es sich ausgehen, dass die Metamorphose abgeschlossen wird, bevor der Winter kommt. Bei uns wird dieser aber noch ziemlich kalt, und der Boden ist bis zu drei Monate lang hart gefroren. Ich tendiere immer noch zu der Annahme, dass die zwei zu viel Energie haben und sich hier einfach nur zum Spaß austoben. Auch wenn ich sie damit quasi vermenschliche, aber das schaut mir am wahrscheinlichsten aus.
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Ich erinnere mich jetzt, dass du davon schon früher geschrieben hast, dass bei euch der Frost noch viel mehr in den Boden fährt und bleibt als bei uns. Dass sie die Gelegenheit zum „Spielen“ nutzen, wenn sie schon mal im Wasser aufeinandertreffen, mag durch die Umstände ausgelöst werden. Aber dass sie um diese Zeit überhaupt ins Wasser gehen, finde ich immernoch erstaunlich.
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Erstaunlich ist für mich das Wort, das am besten zu dieser Begegnung passt. Zuerst habe ich mich geärgert, weil meine Kamera bei der Reparatur ist, und ich dachte, ich kriege von dieser Paarung keine Fotos. Dann habe ich sie am Nachmittag gesehen, halte ihnen das Tablet hin und sie schwimmen direkt auf mich zu. Als wollten sie dokumentiert werden. Ich werde jedenfalls weiter aufpassen. Vielleicht klärt sich noch, ob das ein „Spiel“ ist oder wirklich eine zweite Saison.
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Spannend. Ich hoffe, es ergibt sich Weiteres.
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Nach dem Motto: ein, zwei … drei, ganz viele 🙂 🙂
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Auch Kröten lassen es sich gut gehen, so weit es geht.
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Ich hab das Gefühl, beim Übergang vom sehr heißen Sommer zum kühl-warmen Herbst wirkt es auf manche Lebewesen wie ein zweiter Frühling. Jedenfalls meine Pflanzen machen solche Anstalten. Die kühleren Nächte und milden Tage scheinen sie zum erneuten Austreiben anzuregen. Vielleicht stellen sich tatsächlich auch die Tiere um? Ich bin gespannt, ob du noch was rausfindest.
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Vielleicht hängt es mit der Tageslichtdauer zusammen, dass es den Tieren und Pflanzen so vorkommt wie ein zweiter Frühling. Die ist ja jetzt bald ähnlich wie Ende März.
Tatsächlich wird der Winter auch bei uns immer kürzer und die warme Jahreszeit wird länger. Das löst vielleicht auch bei den Kröten den Wunsch nach einer „Nebensaison“ aus.
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So könnte ich es mir vorstellen.
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