Die Graureiherkolonie im Floridsdorfer Wasserpark ist wahrscheinlich eine der wenigen, wo man mit der Straßenbahn hinfahren kann. Sie liegt auf einer kleinen, eingezäunten Insel direkt neben der Floridsdorfer Brücke. Das Gewässer ist eigentlich der abgetrennte Anfang der Alten Donau, der in den 1920er Jahren in eine Parkanlage integriert wurde. Noch früher, im 19. Jahrhundert, verlief hier der Hauptstrom der Donau.
Im Wasserpark haben die Graureiher ihre Ruhe. Die Gewässer rundum frieren schon seit Jahrzehnten nicht mehr vollständig zu und bieten so das ganze Jahr über reichlich Nahrung. Mitte Februar sind viele Nistplätze auf der Brutinsel bereits von Pärchen besetzt. Man wartet auf besseres Wetter und scheint sich zu fadisieren. Nur hie und da fliegt ein Männchen auf und sucht am Gewässerrand gewissenhaft nach einem möglichst schönen Zweig. Nicht dass an den wiederverwendbaren Nestern etwas fehlt, aber wenn der neue Einrichtungsgegenstand für gut befunden wird und das Männchen geduldig wartet, bis das Weibchen den Zweig im Nest verbaut hat, darf es anschließend vielleicht kurz aufsitzen. Was man halt so macht, wenn einem langweilig ist und die Brutsaison noch nicht wirklich begonnen hat.
Anderswo heißen die Graureiher noch Fischreiher und sind nicht immer gern gesehen. In Floridsdorf gehört die Kolonie einfach zum Park. Die Passanten nehmen kaum noch Notiz von ihr, und im Februar wird man beim Fotografieren nur von Wind und Kälte gestört – sonst ist man mit den Tieren eher allein.
Das ganze Treiben erinnert stark an die frühen Morgenstunden am Strand, wenn die ersten voreifrigen Touristen ihre Liegen mit dem Handtuch reservieren. Das ist wahrscheinlich auch jahrelange Erfahrung: Wer zuerst kommt, hat den besten Nistplatz und mit Fortschreiten des Frühjahrs wird es auf der kleinen Insel neben der Floridsdorfer Brücke dann ziemlich eng.
Das stimmt. Besonders beliebt sind sie nicht. Ich finde aber, es sind interessante und auch schöne Vögel. Das mit dem Namen ist so eine Sache. Man sollte glauben, dass er als Fischreiher nur Fische frißt. Ein Irtum. Er frißt mindestens ebensoviele Mäuse. So gesehen könnte man ihn auch Mäusereiher nennen. Lach …
LG Jürgen
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Ja, die Namensgebung ist nicht immer schlüssig. Vieles ist von Vorurteilen bestimmt, kommt mir vor.
Ich mag am Graureiher wie am Kormoran diesen Blick. Sie haben beide so ständig aufmerksame Augen mit einem durchdringenden Blick.
LG Richard
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Richtig. Bei manchen Tierarten weiß man nicht wie die Namensgebung zustande kam.
Ich hatte kürzlich einen Beitrag über die Magellan-Dampfschiffente on Blog. Wer vergibt solche Namen?
LG Jürgen
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In der Wikipedia steht, die Dampfschiffenten setzen beim Schwimmen manchmal ihre Flügel wie Paddel ein, was an Raddampfer erinnert. Aber warum sie Magellan heißen, habe ich nicht herausgefunden.
Ich denke mal: Der erste, der sich die Mühe macht, einen Namen zu erfinden, kommt zum Zug. Es gibt ja haufenweise Insekten, die haben gar keinen deutschen, nur einen lateinischen Namen.
LG Richard
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So wird es wohl sein.
LG Jürgen
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Es sind ja hübsche Vögel, aber der Blick hat immer so etwas „Irres“ 🙂
LG
Gila
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Komisch. Für mich ist es gerade dieser Blick, der mich immer zum Fotoapparat greifen lässt. Ich mag diese durchdringenden kleinen Augen. Die sind so schön „irre“. 😉
LG Richard
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🙂
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Das sind wunderschöne Aufnahmen von den schönen Vögeln. Leider lässt man die Kolonien ja vielerorts nicht in Ruhe.
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Danke. Im Floridsdorfer Wasserpark sind die Tiere anscheinend gern gesehen. Mensch und Graureiher haben sich aneinander gewöhnt, und in diesem Fall profitieren beide davon. Der Park hat eine zusätzliche Attraktion, und die Vögel haben Futter- und Brutplatz. Ich denke mal, das ist auch fürs Umfeld praktisch, weil sie dort Fisch- und Nagerpopulationen begrenzt halten.
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Tolle Fotos! Und spannend, daß diese Kolonie in der Stadt lebt, wenn man bedenkt, wie scheu sie sich außerhalb meist geben. Ich finde es immer so faszinierend, wie diese großen Vögel in den Baumwipfeln brüten!
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Danke. Ich glaube auch nicht, dass man sonst so leicht ran kommt. Das macht die Stadt. Die Tiere mussten sich an die Menschen gewöhnen. Sie sind irgendwie wie Zootiere. Die registrieren die vorbeigehenden Menschen irgendwann auch nicht mehr.
Wäre interessant zu wissen, ob die Kolonie sich genetisch noch durchmischt, ob da Vögel von außen dazu kommen oder ob diese angepassten Graureiher immer unter sich bleiben.
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Eine gute Frage. Es fliegen ja immer wieder Reiher in die Städte, auf der Suche nach gut gefüllten Gartenteichen 😉 Ich kann mir vorstellen, daß da noch was dazukommt.
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