Juni im Juli

Bei uns gibt es normalerweise Ende Juni immer ein bis zwei Wochen, in denen man abends besser nicht in den Garten geht. Verantwortlich dafür ist der Gerippte Brachkäfer, den man auch Junikäfer nennt. Sobald die Dämmerung hereinbricht, sind für vielleicht eine Stunde so viele schwerfällig brummende Käfer in der Luft, dass man sie besser nur vom Fenster aus beobachtet.

Die Käfer selbst leben nicht lange. Sie haben keine andere Aufgabe als ihre Paarungsflüge zu absolvieren und anschließend die Eier abzulegen. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen die Insekten als Larven im Boden. Sie begegnen mir, wenn ich den Knoblauch ernte. Den knabbern sie gern an.

Wenn es mir zu viele sind, stelle ich eine Schüssel für die Vögel auf. Die Larven sind sehr geschickt darin, sich möglichst schnell wieder in die Erde einzugraben, aber aus der Schüssel klettern können sie nicht. Vorab lohnt es sich, sie auf eine Steinplatte zu legen und ihre Fortbewegungsart zu studieren. Maikäfer winden sich seitlich, die Larven des nützlichen Rosenkäfers drehen sich auf den Rücken und robben so mit den Beinchen nach oben davon, die Junikäferlarven können hingegen laufen. Sobald sie sich aus der Seitenlage nach oben gedreht haben und mit den Beinen am Boden aufkommen, bewegen sie sich relativ stabil geradeaus und wirken dann fast wie Raupen.

Dieses Jahr haben sich die Junikäfer bis in den Juli Zeit gelassen. Das lag wohl am kalten Wetter im Mai. Auch ihre Zahl war deutlich geringer als sonst. Es ist wie mit den Maikäfern: Eigentlich sind sie Schädlinge, allzu viele wünscht man sich nicht, aber wenn sie ganz ausbleiben, ist einem das auch nicht Recht. Das Brummen in der Abenddämmerung gehört zum Sommeranfang einfach dazu. Und die leicht zu fangenden Käfer sind genauso wie ihre Engerlinge sicher nahrhaftes Futter für Igel, Vögel und Konsorten.

24 Kommentare zu „Juni im Juli

  1. Toll! Larvenbestimmung per Beweglichkeit, das wusste ich auch noch nicht!! 🙂
    Hier hab ich noch nie welche gesehen, aber aus meiner Kindheit im Rheinland kenne ich diese abendlichen Invasionen. Muß glatt mal die Eltern fragen, ob’s das noch gibt, dort.

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    1. An und für sich sollte es sie nochgeben, die nehmen nicht so ab wie die Maikäfer – wenn man von diesem Jahr absieht. Es hängt vielleicht mit der Düngung zusammen. Dichter bepflanzte Wiesen ergeben mehr Schatten, der Boden im Frühjahr heizt sich nicht so leicht auf, dann wird es für den Maikäfer wegen dem Klimawandel paradoxerweise zu kalt. Der Junikäfer hat es besser, außer wenn das Frühjahr so kalt und verregnet ist wie heuer.

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    1. Ja, von den Maikäfern kennt man das ja schon länger. An und für sich hatten es die Junikäfer bislang besser, aber es hängt sicher viel von der Temperatur ab. Die haben es gern warm. Ein verregnetes Frühjahr mögen sie nicht, soweit ich gelesen habe.

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    1. Die Maikäfer sind wahrscheinlich nachhaltig weg. Das hat schon vor 40 Jahren angefangen und bei den Ursachen sind sich die Wissenschaftler auch nicht ganz einig. Die Junikäfer waren früher nicht ganz so häufig, kommt mir vor. In den letzten Jahren hatten wir die zuverlässig.

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      1. Wir haben in der Stadt nie Maikäfer gesammelt, aber vor 40, 50 Jahren auf dem Land wurde das bei uns von den Gemeinden organisiert. Die Kinder haben alle gesammelt.

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  2. Eine tolle Beobachtung mit prima Bildern und interessanten Infos.
    Junikäfer sah ich viele an einem Abend Ende Juni. Ich hab zwei vom Fahrrad Weg aufgehoben und in Sicherheit gebracht 😉
    Wusste nicht, dass sie nicht lange leben.
    Maikäfer habe ich auch gesehen im Mai.
    Leider alle tot auf einem Fußweg.
    Wahrscheinlich von Fahrradfahrern oder Fußgängern nicht gesehen.
    Schade 😕
    Liebe Grüße

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    1. Danke für Feedback und Infos. Maikäfer habe ich manchmal einzeln gesehen, ist aber auch schon Jahre her. Dass sie gefressen werden oder überfahren, wird nicht der Grund sein, dass sie weniger werden. Liegt wohl mehr an Stickstoffdüngung, Pestiziden, Klimawandel oder ähnlichem. Vor allem ist der Rückgang wirklich über alle Regionen hinweg. Das ist schon auffällig.
      Liebe Grüße, Richard

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  3. In früheren Jahren hatte ich zu bestimmten, dämmerigen Abendstunden eine grossartige Flugshow über dem Garten, und wurde beim Hundespaziergang such schon mal schmerzhaft gerammt, aber mit dem vorigen Dürrejahr ist bei uns das Bodenleben extrem dezimiert worden und so hatten wir weder Mai- noch Junikäfer in der Gegend.

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    1. Schade. Ich glaube, die sind ein wichtiges Futter. Früher hat man bei uns aus Maikäfern auch eine Suppe gemacht – also, viel früher, die anderen, wir hatten schon Fleisch. 😉

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      1. Ja, und mehr noch wurden wohl Hühner und Schweine damit gefüttert, für’s Fleisch – zumindest zu Zeiten meiner Eltern. Ich bin ein „Babyboomer“, meine Kindheit war durch DDT und E 605 ziemlich insektenbefreit und Maikäfer extrem selten. Die kamen erst langsam wieder Ende der Siebziger.

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    1. Dieses Jahr waren es bei uns auch sehr viel weniger. Ich hoffe wirklich, sie bleiben uns erhalten. Ohne das Brummen ist der Sommer nicht derselbe. Dafür opfere ich gerne etwas Zwiebel und Knoblauch.

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    1. Ich dachte immer, das passiert per Zufall, weil die so ungeschickt fliegen. Aber vielleicht bist du ein Käferflüsterer. Oder sie verwechseln uns aufgrund verschiedener Signale tatsächlich und wir sind alle Käferflüsterer.
      Ich fürchte nur, ich kann das nicht mehr ausprobieren, weil bei uns die Junikäfer-Saison eher vorbei ist. Notfalls habe ich nächstes Jahr was Neues zu entdecken.

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    1. Das ist traurig zu hören. Bei uns in Südkärnten gibt es sie noch. Dieses Jahr sind es zum ersten Mal weniger, aber das schiebe ich auf das schlechte Wetter im Mai. Mal schauen, wie es nächstes Jahr wird.

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