Magisches Denken

Der Glaube kann ja angeblich Berge versetzen. Es gibt Leute, die lassen ganze Wälder von Wilder Möhre im Garten stehen in der Hoffnung, irgendwann ein schönes Foto von einem Schwalbenschwanz zu ergattern. Und was soll man sagen: Es scheint zu funktionieren.

Wilde MöhreDie Wilde Möhre ist natürlich noch nicht heraußen. Das Foto ist vom letzten Jahr. Und Raupen habe ich in dem Gestrüpp damals auch keine gefunden. Das tut man aber selten. Wir haben jede Menge Admiral, Tagpfauenaugen und C-Falter, aber außer vereinzelten Admiralraupen habe ich auf unseren Brennesseln noch nie Fraßspuren oder ähnliches gesehen. Trotzdem braucht es halt irgendwo die richtige Raupenfutterpflanze und ohne passende Doldengewächse gibt es keinen Schwalbenschwanz.

Heute Nachmittag war es dann so weit: Liebstöckel und Dille haben es diesem Schwalbenschwanz angetan, sie luden zu einem Sonnenbad, und so sind mir ein paar schöne Fotos gelungen. Zur Not tut es die Dille als Raupenpflanze übrigens auch, wenn keine Wilde Möhre vorhanden ist.

Zum Abschluss unten noch ein Suchbild: Links der Schwalbenschwanz von heute Nachmittag an der Dille, rechts ein Segelfalter, den ich vor drei Wochen in der Umgebung von Wien fotografiert habe. Beide Arten sind etwa gleich groß und haben am hinteren Körperende die gleichen orangen Augenattrappen, wahrscheinlich um Vogelangriffe in die falsche Richtung zu leiten. Bei beiden Arten überwintert die Puppe, sie haben also ähnliche Flugzeiten, und tatsächlich sind sie im Flug so gut wie gar nicht zu unterscheiden. Erst wenn sie sich hinsetzen und die Flügel ausbreiten, erkennt man den Formunterschied.

17 Kommentare zu „Magisches Denken

  1. Wunderschöne Bilder vom Schwalbenschwanz, richtig toll im Foto festgehalten!
    Ich hatte auch mal Glück einen Schwalbenschwanz bei einem Ausflug zu fotografieren, aber leider nur mit einer nicht wirklich guten „Handtaschen-Kamera“, die natürlich nicht so fantastische Bilder macht.
    Liebe Grüße von Hanne

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    1. Danke. Ja, ich habe mich richtig gefreut. Vor drei Wochen habe ich den ersten Schwalbenschwanz im Garten gesehen, aber der war sehr unruhig. Heute konnte ich auf einen halben Meter ran.
      Liebe Grüße, Richard

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  2. Du Glücklicher! Im Frühling lassen sie sich hier noch nicht blicken, sie müssen wohl erst von Süden heraufwandern zu uns. Erst Juli / August kommen einige wenige Schwalbenschwänze hier vorbei, dann aber täglich so regelmässig, als hätten sie für die Zeit ihrer Anwesenheit ein Revier mit Lieblingsrestaurant für sich entdeckt.

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    1. Es hat halt jede Region ihren eigenen Rhythmus. Häufig sind die Schwalbenschwänze aber auch hier das ganze Jahr über nicht. Es sind immer nur Einzelsichtungen und normalerweise sind sie flatternd auf Durchzug. Ich hatte heute wirklich Glück.

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    1. Ich bin jetzt auch ein bisschen verunsichert. Eigentlich sollte es ihn auch im Norden geben, aber den Rückmeldungen zufolge anscheinend eher seltener.
      Die Rote Liste in Österreich weist ihn in Kärnten, also im Süden, auch als weniger gefährdet aus. Er ist sicher auch bei uns kein Allerweltsschmetterling, aber vereinzelt sehe ich ihn schon jedes Jahr einmal flattern.
      Es gibt dann im Sommer eine zweite Generation, die ist zahlreicher, und dann sieht man sie über offener Landschaft.

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      1. Das habe ich jetzt gefunden. Deprimierend 😦
        „Der Schwalbenschwanz gilt als einer der schönsten Tagfalter Europas. Viele Menschen sind fasziniert von dem segelnden Flug des großen Schmetterlings. Jochen Kamien von der Ökologiestation Bremen war so begeistert, dass er in den Neunzigern mit anderen versucht hat, die fast verschwundene Art nach Bremen zurückzuholen. Der Rettungsversuch scheiterte. „Wir haben eine größere Anzahl von Raupen aus Süddeutschland freigelassen, aber das hat leider nicht dazu geführt, dass es eine neue feste Population gab.“

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      2. Ich habe neulich das Buch von Reichholf über die Schmetterlinge gelesen. Nach Norden hin nimmt die Zahl immer ab. Dass es in Bremen fast gar keine Schwalbenschwänze gibt, wusste ich nicht.
        Manche Arten sind Wanderfalter, andere lokal. Vom Schwalbenschwanz gibt es Unterarten, die nur in kleinen Arealen in England vorkommen. Vielleicht waren die importierten Raupen ungeeignet.
        Liebe Grüße, Richard

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  3. Sehr schöne Bilder, wirklich!
    Mir war das Glück noch nicht vergönnt, einen still sitzenden Schwalbenschwanz im Garten fotografieren zu können. Ich sehe sie höchstens durchfliegen. Dabei haben wir jedes Jahr eine große Menge seiner Raupen. Sie sind aber niemals an unseren wilden Möhren oder dem Dill, sondern bevorzugen ganz klar den Fenchel.
    LG Steffy

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    1. Danke. Die Raupen sind mir überhaupt noch nie aufgefallen. Vielleicht weil ich ihre Vorliebe für Fenchel nicht teile. 😉 Bei uns müssen sie auf andere Pflanzen ausweichen.
      Dass sich die Falter in Ruhe hinsetzen, habe ich auch noch nie gesehen. Dieses Exemplar hat sich eindeutig immer in Richtung Sonne ausgerichtet und dann die Flügel ausgeklappt. So bin ich zu den Fotos gekommen.
      Liebe Grüße, Richard

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  4. Einen Schwalbenschwanz hatte ich bisher noch nicht. Bin auch gar nicht sicher, ob es die in der Kölner Bucht gibt. Ich habe ja voriges Jahr das böse, böse Jacobskreuzkraut auf der Wiese stehen lassen, in der Hoffnung auf Blutbären, aber nicht eine einzige Raupe gesehen, während bei einer Nachbarin alles voll von den gestreiften Tierchen saß und fraß.

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    1. Ja, ganz fair ist das mit den Schmetterlingen auch nicht. Es kommt nicht nur auf die Raupenfutterpflanzen und die Blumenwiese, sondern wie immer im Leben auch auf ein bisschen Glück an. Aber irgendwann kommt auch das.

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  5. Sehr schöne Aufnahmen! Seit meiner letztjährigen Begegnung mit ihm ist der wunderschöne Schwalbenschwanz zum Hauptgrund für meine aktuelle Schmetterlinge-Faszination geworden. Klar, davor habe ich auch immer mal welche gesehen und habe mich gefreut, aber nicht wirklich bewusst wahrgenommen.
    In diesem Jahr hatte ich auch schon das Vergnügen ihn in Natura sehen zu dürfen – am Sonntag hatte ich ihn ganz kurz im Garten, aber leider war er nur auf der Durchreise, er setzte sich einmal kurz auf einer Blüte ab und war dann auch schon wieder verschwunden, sodass das Wiedersehen natürlich trotzdem Begeisterung auslöste, aber die tnstandenen Bilder sind nur halb so ansehnlich wie Deine hier. Naja, ich bin guter Hoffnung dahingehend, dass es in diesem Sommer noch weitere Wiedersehen geben wird – der Sommer ist noch lang! Also Dir weiterhin viel Glück & Viele Grüße Chrstian

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    1. Danke für deinen Kommentar. Mir ist es bislang ähnlich ergangen: Hie und da tanzt ein Schwalbenschwanz durch den Garten. Oft fliegen sie auch nur darüber hinweg und zum Fotografieren kommt man kaum. Dieses eine Exemplar hat sich eindeutig mit aufgespreizten Flügeln in der Sonne gewärmt. Hat vielleicht an den speziellen Wetterbedingungen gelegen – die Sonne warm, die Luft kühl. Es war schwieriger, den von vorne oder der Seite zu erwischen als frontal. Ich bin mal gespannt, ob mir sowas im Sommer nochmal gelingt. Angeblich soll es Zeichnungsunterschiede zwischen der ersten und der zweiten Generation geben.
      Liebe Grüße, Richard

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  6. also wenn ich mein am Sonntag hier in NRW Beobachteten mit Deinem vergleiche, fällt mir als Laie zuerst einmal auf, dass die beiden roten Augen am Hinterflügelende bei meinem fast schon orangefarben gewesen sind. Inwieweit das aber generationenabhängig ist, oder doch vom Geschlecht abhängt, oder ob das am Nahrungsangebot liegt, oder was auch immer dafür verantwortlich ist, entzieht sich meinem aktuellen Wissensstand. Wobei mir das im Jahresverlauf variierende Nahrungsspektrum wohl am plausibelsten erscheint?! Hmm, oder nicht?! 🙂 Du siehst, ich habe nicht wirklich Ahnung – vielleicht sollte ich mir doch mal ein Schmetterlingfachbuch aus der Bib ausleihen?! VG Christian

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    1. In der Wikipedia steht: „Die zweite Generation eines Jahres unterscheidet sich durch kräftige Farben und gelb bestäubte schwarze Zeichnungselemente von der ersten.“ Aber ich glaube nicht, dass man Exemplare von verschiedenen Regionen miteinander vergleichen sollte. Meine Fotos und deine Fotos von hier: https://linsenfutter.wordpress.com/2018/08/13/der-schwalbenschwanz/ unterscheiden sich jedenfalls deutlich durch die beiden Augen. Ich warte mal auf den Sommer, was dann bei uns vorbei kommt. Weil Bücher sind natürlich ein guter Zugang, aber alles steht halt auch nicht drin.
      LG, Richard

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