Bei Phytomimese, also dem nachahmen von Pflanzenteilen durch Lebewesen, kommen einem sehr schnell die Stab- oder Gespenstschrecken und das Wandelnde Blatt in den Sinn. Dabei gibt es auch bei uns jede Menge Täuscher und Tarner.
Das Tote Blatt (Drepanepteryx phalaenoides) beispielsweise ist ein Verwandter der Florfliegen und so wie diese ein fleißiger Vernichter von Blattläusen. Es gilt als eher selten, aber wer weiß das schon bei einem Insekt, das täuschend echt wie ein trockenes Blatt aussieht. Das Exemplar rechts habe ich letztes Jahr bei uns im Garten auch nur entdeckt, weil es an einer Stelle saß, wo beim besten Willen keine trockenen Blätter hängen bleiben.
Die meisten Insekten benützen Phytomimese, um sich gegen Fressfeinde zu schützen. Die Gespenstschrecken sind zum Beispiel alle Pflanzenfresser. Sie haben ihre Verteidigungsstrategie so weit verinnerlicht, dass sie sich auch bei Berührung kaum bewegen oder Abwehrreaktionen zeigen.
Anders die ähnlich aussehende Stabwanze oder Wassernadel, die ich letzte Woche bei uns im Gartenteich entdeckt habe. Mit ihrem langen Atemrohr hängt sie unter der Wasseroberfläche und lauert gut getarnt auf Beute. Selbst größere Tiere wie Rückenschwimmer oder Wasserkäfer müssen sich vor ihr in Acht nehmen.
Angeblich kann sie auch ausgezeichnet schwimmen und fliegen. Die meiste Zeit liegt sie allerdings auf der Lauer. Ein geduldiges Motiv für den Fotografen, wenn man sie erst einmal entdeckt hat.
Guten Morgen Richard.
Bei der Stabwanze ist es aber schon ersichtlicher dass es sich um ein Tier handelt. Wobei man es bei dem Blatt überhaupt nicht sehen kann.
Sieht man es denn an der Unterseite des Blattes?
LG, Nati
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Morgen Nati,
die Stabwanze hat das Pech, dass im Moment noch kaum passende Umgebung im Teich vorhanden ist. Die Pflanzen erwachen erst, und die Schilfreste sind nicht der richtige Untergrund. Aber du hast Recht, ihre Augen und die seitlich abstehenden Beine sind auch leicht erkennbar.
Das Tote Blatt schaut nur mit zusammengefalteten Flügeln in der Ruhestellung wie ein Blatt aus. Sobald es sich bewegt oder die Flügeln ausklappt, ist es sehr ähnlich einer Florfliege. Bei den tropischen Gespenstschrecken gibt es, habe ich gelesen, auch welche, die in der Bewegung wackeln wie Pflanzenteile im Wind. Das ist hier nicht der Fall.
LG, Richard
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Gut zu wissen, Dankeschön.
Ich habe vor zig Jahren mal ein grünes Blatt gesehen und war mehr als erstaunt als es anfing zu laufen. Leider weiß ich den Namen nicht.
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…die in der Bewegung wackeln wie Pflanzenteile im Wind.
Davon lasse ich mich auch nicht täuschen bzw. schaue ich zweimal nach, wenn etwas windbewegt aussieht, ob ein Insekt dahintersteht..
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Die Wassernadel kannte ich aus eigener Anschauung, aber dass es eins solche Blattgestalt wie das ‚Tote Blatt‘ auch in Mitteleuropa gibt, war mir bisher entgangen.
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Wäre mir beim Vorbeigehen auch fast entgangen, aber irgendwie schauen diese Tiere dann doch ein bisschen anders aus als die Pflanzenteile, die sie imitieren wollen. Vor allem, wenn sie an der falschen Stelle hängen.
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Ich habe natürlich nachgelesen und sie als Verwandtschaft der Florfliegen und Blattlausvertilger beschrieben gesehen. Vielleicht hilft mir das beim Ausschau halten.
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Sollte umgekehrt auch funktionieren. ich habe sie zuerst gesehen und dann nachgelesen.
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🙂
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Wieder faszinierende Bilder, wie sich die Natur immer wieder zu helfen weiß, lieber Richard. Klasse!
Liebe Grüße von Hanne
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Danke. Für mich war die Wassernadel neu. Ich musste die erst googeln. Wenn man dann liest, dass die eigentlich weit verbreitet ist, denkt man, dass die Fotos vielleicht langweilig sind.
Liebe Grüße, Richard
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Langweilig sollte das trotzdem nie sein.
Wie kann ich als Fotograf wissen, ob ein Motiv satt bekannt ist oder nicht?! Die graue Sandbiene etwa kann BEI MIR sehr selten vorkommen, bei anderen zuhauf.
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Danke für dein Feedback. Man ist trotzdem nie ganz sicher.
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Große Klasse, dieser Artikel wieder. Ich meine, er ist ganz nach meinem Gusto.
Man kennt diese Naturphänomene, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man sie selbst sichtet und dann auch präsentieren kann.
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Danke. Ja, einfach nur darüber lesen ist nicht dasselbe, wie wenn man es aus erster Hand präsentiert bekommt. Das sehe ich in den Blogs, die ich lese, auch so.
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